Mi, 20:00
Musik
Streifend, der Blick
//KAMMERMUSIK & ELEKTRONIK
Petra Stump-Linshalm Heinz-Peter Linshalm
Bassetthorn / Bassklarinette
Werke von Beat Furrer, Claudio Ambrosini, Petra Stump-Linshalm und Christoph Herndler
(Ersatzprogramm zum ursprünglich geplanten “Utopian Parkway” mit Fie Schouten)
Live-Stream: https://youtu.be/MWk3mejBp_M
Apoklisis (2004) für zwei Bassklarinetten – Beat Furrer (*1954)
Zwei Bassklarinetten voneinander entfernt, ergänzen sich in überlappenden oder sukzessiven Ausschnitten zu einem imaginären Unisono aus den höchsten Regionen des Instruments in die tiefsten hinabstürzend. Apoklisi heisst Abweichung, die unweigerlich sich immer wieder ergebenden kleinen Interferenzen lassen einen sich verändernden Raum entstehen.
Capriccio, detto: „l’Ermafrodita” (1983) für Bassklarinette solo – Claudio Ambrosini (*1948)
Der Titel entstammt dem Genre des „Capriccios” aus der bildenden Kunst des 18. Jhdts.. In jene Arkadischen Gemälden pflegt der Künstler oft, sich unwirkliche Landschaften vorzustellen, in denen die Natur, Tiere und menschliche Figuren von Resten alter Gemäuer umgeben sind. Die meisten Gemälde dieser Zeit tragen den Titel „Capriccio”, und Kunsthistoriker fügten diesen Bildern Zusätze, benannt nach bestimmten Details, hinzu – Capriccio von der Pyramide oder Capriccio vom Brunnen…
Ich überlasse es nun dem Zuhörer wie er sich die Szene meines Capriccios vorstellen mag, indem die einzigartgen Qualitäten der Bassklarinette zum Vorschein treten und die verschiedenen Eigenschaften eines einzigen Instrumentes darstellt: tiefe Töne, die so aggressiv wie ein großes, gefährliches Tier sind, kurzzeitig gestört durch einen unerwarteten Besucher… Dann einige hohe, sehr weiche Klänge die an das Klagen eines verletzten Wesens erinnern… Anderswo unglaublich hohe und schnelle Wendungen, als lachte jemand auf… Und alles umgeben von einer geheimnisvollen, magischen Atmosphäre, voller Echos… Ich bin vom Reichtum, der hermaphroditen Qualität der Bassklarinette fasziniert. Ist sie doch zur gleichen Zeit fähig, sowohl starke „männliche” Eigenschaften als auch sanfte „weibliche” Klangwelten zu erzeugen.
Uisge Beatha [ɯʃkʲe ‘bɛha] – A Guide to Flavours (2015) für Kontrabassklarinette solo – Petra Stump-Linshalm (*1975)
Uisge Beatha (gesprochen: [ɯʃkʲe ‘bɛha], auch uschkeba) bedeutet „Wasser des Lebens“. Mein Stück beschreibt klanglich die unterschiedlichsten Whiskyaromen und verwandelt das Geschmackserlebnis des flüssigen Goldes in ein Hörerlebnis für Kontrabassklarinette solo.
Es empfiehlt sich, zu jedem Satz einen passenden Whisky zu genießen!
– the smooth flowing one
– delicate spice and a whiff of smoke
– nutty undertones
– mizuwari – mixed with water
Im Schnitt, der Punkt (2001) für ein Klarinettenpaar als Musik zum Video »streifend, der Blick« (2003) – Christoph Herndler (*1964)
Ich betrete ein mir fremdes, leer stehendes Haus, gehe in sein oberstes Stockwerk und beginne meine Hand zu filmen, wie sie sich entlang an Wänden und Böden streifend einen Weg durchs gesamte Gebäude sucht. Mein Programm: Ein ununterbrochener Bewegungsverlauf, der nicht stocken und nur weiter gehen soll.
Dabei erfordert das durch den Sucher der Kamera begrenzte Gesichtsfeld ein sehr schnelles Reagieren auf unvorhersehbare Raumsituationen.
Auch durch die Notation »im Schnitt, der Punkt« werden durch ein enges Korsett an Handlungsanweisungen unvorhersehbarer akustische Situationen provoziert, durch die sich das Klarinettenpaar analog zum streifenden Blick der Kamera manövriert.
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Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen in der Alten Schmiede
Hinweise für Personen mit eingeschränkter Mobilität:
Alle Veranstaltungsräume und Toiletten sind, teilweise über Treppenlift, mit dem Rollstuhl zugänglich.
Ein PKW-Stellplatz ist täglich von 18 bis 20 Uhr vor Schönlaterngasse 13 reserviert.