Do, 19:00
Literatur
+++Verschoben+++Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945: 76. Grundbuch
Diese Veranstaltung wird auf 8. Juni verschoben.
Michael Köhlmeier: Abendland (Roman, Hanser Verlag 2007)
Referat: Carsten Otte
Redaktion und Moderation: Klaus Kastberger, Kurt Neumann
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Nachgeholt vom März 2020
Weitere Termine: 26.1., 19.30, StifterHaus, Linz; 27.1., 19.00, Literaturhaus Graz
Das Werk des österreichischen Schriftstellers Michael Köhlmeier ist so umfangreich wie vielschichtig. Darin spielen zeithistorische Analysen eine genauso große Rolle wie die Märchen, die in einem zeitlosen Raum zu spielen scheinen, aber doch Auskunft geben über das allzu menschliche Hier und Jetzt. Köhlmeier vermag vertrackte Liebesdramen und schlimme Familienzusammenbrüche zu erzählen, er hat elegante Exkurse über die Schönheit der Literatur und die Hässlichkeit der Politik geschrieben, und in diesem nahezu schillernd klugen Œuvre nimmt sein fast 800 Seiten umfassender Roman Abendland einen zentralen Platz ein. In diesem Prosawerk scheinen die großen Themen und wichtigen Figuren dieses Homme de lettres aufgehoben zu sein: Sebastian Lukasser, Köhlmeiers Alter Ego, erzählt die Lebensgeschichte des exzentrischen Mathematikers, Weltbürgers und Jazzfans Carl Jacob Candoris. Es entsteht nicht nur ein Panorama des 20. Jahrhunderts, sondern auch das Psychogramm einer berührenden Freundschaft. Köhlmeier berichtet von den erstaunlichen Zufällen in der Geschichte, den Ungerechtigkeiten in den Lebensläufen, von der Lust an der Liebe genauso wie am Betrug, es geht um die Frage, wie heimatliche Prägung und geistige Emanzipation sich bedingen, wie alles mit allem zusammenhängt bzw. die für den Literaten noch viel gravierendere Herausforderung, wie sich all das Zersplitterte der Welt zusammenhängend und sinnhaft erzählen lässt. In Abendland zeigt Köhlmeier, dass im Rückblick auf unsere Vergangenheit, mag sie noch so brüchig und blutig sein, doch eine Essenz des Humanen, eine abendländische Moral der Demut gegenüber dem Leben herauszulesen ist. Insofern ist dieser Roman wahrhaft ein Grundbuch der österreichischen Literatur.
C. Otte
Michael Köhlmeier, *1949 in Hard/Vorarlberg, lebt als freiberuflicher Schriftsteller in Hohenems/Vorarlberg und in Wien. 1970−1978 Studium der Germanistik und Politologie in Marburg sowie der Mathematik und Philosophie in Gießen und Frankfurt. 1973−1975 gemeinsam mit Reinhold Bilgeri Gestaltung der Kabarettsendung Im Westen nichts Neues für Radio Vorarlberg. Aus dieser Arbeit gehen auch die ersten gemeinsamen Lieder hervor, bzw. im Anschluss daran gemeinsame Tonträger. Von Ende der 60er Jahre bis 1985 freier Mitarbeiter des ORF. 1981 Heirat mit Monika Helfer. Zahlreiche Romane, Erzählungen, Hörspiele, Lieder; Erzähler antiker und heimischer Sagenstoffe sowie biblischer Geschichten im Radio und auf CDs. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (2017). Bücher (Auswahl): Der Peverl Toni und seine abenteuerliche Reise durch meinen Kopf. Roman (1982); Moderne Zeiten. Roman (1984); Spielplatz der Helden. Roman (1988); Die Musterschüler. Roman (1989); Wie das Schwein zu Tanze ging. Fabel (1991); Bleib über Nacht. Roman (1993); Der Mensch ist verschieden. Variationen zu Theophrast (mit Monika Helfer, 1994); Der Narrenkarren. Nach Lope de Vegas Die Irren von Valencia (1994); Sunrise. Erzählung (1994); Telemach. Roman (1995); Dein Zimmer für mich allein. Erzählung (1997); Die Welt der Mongolen. Libretto zu einer Oper von Kurt Schwertsik (1997); Der Unfisch. Die Erzählung zum Film von Robert Dornhelm (1997); Kalypso. Roman (1997); Calling. Eine Kriminalgeschichte (1998); Bevor Max kam. Roman (1998); Der traurige Blick in die Weite. Geschichten von Heimatlosen (1999); Die Nibelungen neu erzählt (1999); Tantalos oder der Fluch der bösen Tat (1999); Calling. Erzählung (2000); Geh mit mir. Roman (2000); Geschichten von der Bibel. Von der Erschaffung der Welt bis Josef in Ägypten (2000); Die besten Sagen des klassischen Altertums (2001); Moses. Geschichten von der Bibel (2001); Der Tag, an dem Emilio Zanetti berühmt war (2002); Briefe aus Ulan Bator (mit Christoph Abbrederis, 2002); Vom Mann, der Heimweh hatte. 10 Erzählungen (2002); Roman von Montag bis Freitag (2004); Shakespeare neu erzählt (2004); Nachts um eins am Telefon (2005); Abendland. Roman (2007); Idylle mit ertrinkendem Hund (2008); Mitten auf der Straße (2009); Madalyn. Roman (2010); Das Sonntagskind. Märchen und Sagen aus Österreich (2011); Der Liebhaber bald nach dem Frühstück. Gedichte (2012); Die Abenteuer des Joel Spazierer. Roman (2013); Zwei Herren am Strand. Roman (2014); Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist, Adam? Mythologisch-philosophische Verführungen (mit Konrad Paul Liessmann, 2016); Das Mädchen mit dem Fingerhut. Roman (2016); Ein Vorbild für die Tiere. Gedichte (2017); Der Mensch ist verschieden. Dreiunddreißig Charaktere. (mit Monika Helfer, 2017); Der Mann, der Verlorenes wiederfindet (2017); Von den Märchen. Eine lebenslange Liebe (2018); Bruder und Schwester Lenobel. Roman (2018); Erwarten Sie nicht, dass ich mich dumm stelle. Reden gegen das Vergessen (2018); Wenn ich wir sage (2019); Die Märchen (2019); Der werfe den ersten Stein: mythologisch-philosophische Verdammungen (mit Konrad Paul Liessmann, 2019); Die Nacht der Diplomaten. Von einem bemerkenswerten Gespräch zwischen Henry Kissinger und Tschou En-lai (2019).
Carsten Otte, *1972 in Bad Godesberg, studierte Philosophie in Berlin, schreibt seit Anfang 1990er Jahre fürs Feuilleton, veröffentlichte zahlreiche Bücher und lebt heute als Literaturkritiker und Radiomoderator in Baden-Baden. Beim Südwestrundfunk, für den er seit vielen Jahren arbeitet, ist Otte für zahlreiche Literatursendungen verantwortlich, etwa den Talk der SWR-Bestenliste. Er moderiert Lesungen auf vielen Bühnen im deutschsprachigen Raum und bespricht sowohl Prosa als auch Lyrik in Zeitungen und digitalen Formaten, unter anderem in Der Tagesspiegel, taz, Die Presse, Zeit Online.
Buchreihe Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945 (Hg. K. Kastberger, K. Neumann; Reihe profile im Zsolnay Verlag) – Erste Lieferung (2007); Zweite Lieferung (2013); Dritte Lieferung (2019).
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Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen in der Alten Schmiede
Hinweise für Personen mit eingeschränkter Mobilität:
Alle Veranstaltungsräume und Toiletten sind, teilweise über Treppenlift, mit dem Rollstuhl zugänglich.
Ein PKW-Stellplatz ist täglich von 18 bis 20 Uhr vor Schönlaterngasse 13 reserviert.