Di., 19:00
Literatur
Anne Weber, Thomas Stangl
//GESELLSCHAFTSRÄUME DER LITERATUR – Thomas Stangl: Wenn Menschen zu Figuren werden
Anne Weber
Thomas Stangl
Konzept, Redaktion und Moderation: Kurt Neumann
Thomas Stangl und Anne Weber haben sich vor einigen Jahren im Laufe des Korrespondenzprojektes der Alten Schmiede zum Thema Was ist gute Literatur? persönlich kennengelernt und haben seither einen persönlichen Kontakt aufrecht erhalten.
Ihre Korrespondenz im Buch Einfache Frage: Was ist gute Literatur, Sonderzahl Verlag, 2016, wurde als einer der modellhaften Versuche im Rahmen dieses Projektes verstanden, eine Verständigung zu Fragen von allgemeinem schriftstellerischen Interesse zu erreichen, ohne von vornherein bestehende Übereinstimmungen voraussetzen zu können.
Wenn Menschen zu Figuren werden
In einem Brief von Ingeborg Bachmann heißt es, dass „man über Menschen nichts weiß, schon das Einfachste nicht… man kann einen Menschen zutodbeschreiben, von allen Seiten her. Wie aber soll man ihn lebendig schreiben, in dem Rahmen, in dem ja nichts lebendig ist und alles Übereinkommen, zu dem man Leser überredet.“ Was für eine Lebendigkeit kann das sein?
Was bedeutet es, über jemand anderen zu schreiben, eine reale Person aus der eigenen Familie oder der Geschichte, jemanden, der dieses Licht vielleicht nicht gesucht hat?
Was von ihr kann man erreichen, was soll man verfehlen?
(Thomas Stangl)
Anne Weber und Thomas Stangl führen über die moralischen und methodischen Implikationen dieser Fragen ein Gespräch, in dem sie auch aus eigenen und fremden Texten lesen, darunter den Beginn des Briefwechsels, den sie dazu mittlerweile aufgenommen haben.
Thomas Stangl, *1966 in Wien, wo er Philosophie und Hispanistik studierte und heute auch lebt. Seit Beginn der 90er Jahre zahlreiche Essays, Rezensionen und Prosaarbeiten in Literaturzeitschriften und Tageszeitungen – Buchpublikationen: Der einzige Ort. Roman (2004); Ihre Musik. Roman (2006); Was kommt. Roman (2009); Reisen und Gespenster. Essays (2012); Regeln des Tanzes. Roman (2013); Freiheit und Langweile. Essays (2013); Fremde Verwandtschaften. Roman (2018); Die Geschichte des Körpers. Erzählungen (2019). Ausgezeichnet u.a. mit dem aspekte-Preis für das beste deutschsprachige Debüt (2004), dem Literaturpreis Alpha (2010) und dem Erich-Fried-Preis (2011).
Anne Weber, *1964 in Offenbach, lebt als Autorin und Übersetzerin in Paris, wo sie französische Literatur und vergleichende Literaturwissenschaft studierte. Sie schreibt auf Französisch und Deutsch, übersetzt ins Französische (u.a. Peter Handke, Wilhelm Genazino) und Deutsche (u.a. Pierre Michon, Marguerite Duras). Ausgezeichnet u.a. mit dem Heimito von Doderer-Preis 2004, dem Kranichsteiner Literaturpreis 2010. In deutscher Sprache ist erschienen: Ida erfindet das Schießpulver (1999); Im Anfang war (2000); Erste Person (2002); Besuch bei Zerberus (2004); Gold im Mund (2005); Luft und Liebe. Roman (2010); August. Ein bürgerliches Puppentrauerspiel (2011); Tal der Herrlichkeiten. Roman (2012); Ahnen. Ein Zeitreisetagebuch (2015); Kirio (2017).
GESELLSCHAFTSRÄUME DER LITERATUR ist der Titel einer 2019 begonnenen Veranstaltungsreihe der Alten Schmiede, die einmal pro Monat von einem Autorengast mit Kurt Neumann eigens konzipiert wird. Den Ausgangspunkt bilden entstehende oder bereits abgeschlossene bzw. veröffentlichte literarische Arbeiten der jeweils eingeladenen Autorinnen und Autoren, deren Zusammenhänge mit gesellschaftlichen Räumen, in denen sie sich formieren oder bewegen, anschaulich gemacht werden sollen. Gesellschaftlich im weitesten Sinn: literarische, künstlerische, wissenschaftliche, kulturkritische, soziale Räume ebenso wie persönliche Beziehungen und Vorlieben.
Damit knüpft die neue Reihe an die jahrzehntelange Praxis der Alten Schmiede an, nicht nur im Bereich der Präsentation und Interpretation literarischen Arbeitens, sondern den Autorinnen und Autoren der österreichischen Gegenwartsliteratur in ihren Produktionsverfahren selbst substantielle Assistenz zu leisten.
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Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen in der Alten Schmiede
Hinweise für Personen mit eingeschränkter Mobilität:
Alle Veranstaltungsräume und Toiletten sind, teilweise über Treppenlift, mit dem Rollstuhl zugänglich.
Ein PKW-Stellplatz ist täglich von 18 bis 20 Uhr vor Schönlaterngasse 13 reserviert.