Do, 19:00
Literatur
Geschichte schreiben ***Veranstaltung mit Live-Zuschaltung / ohne Video-Stream***
Kenah Cusanit: Babel (Roman, Hanser Verlag)
Inger-Maria Mahlke: Archipel (Roman, Rowohlt Verlag)
Konzept und Moderation: Sabine Scholl
Kenah Cusanit und Inger-Maria Mahlke werden per Video live zugeschaltet.
Zwei Autorinnen der jüngeren Generation präsentieren unterschiedliche Weisen historisches Material in Romanform einzubinden: In Babel über die von Deutschen geleiteten Ausgrabungen rund um die legendäre Stadt Babylon zeigt Kenah Cusanit mithilfe einer Fülle von Dokumenten, welch ungeheurer menschlicher und logistischer Aufwand dafür betrieben wurde. Gleichzeitig konzentrieren sich in diesem Vorhaben die politischen Konflikte kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Inger-Maria Mahlke hingegen rekonstruiert in Archipel anhand einer Familie auf Teneriffa das Ineinandergreifen von politischer, sozialer und individueller Geschichte: über Generationen bleibt deren Wirkmacht erhalten, auch wenn die zugrundeliegenden Ereignisse längst vergangen sind. S. Scholl
Sabine Scholl über ihr Projekt Geschichte schreiben:
Das Zeitalter medial inszenierter Halbwahrheiten stellt die Literatur abermals vor die Frage, ob Geschichte ein Selbstbedienungsladen ist, oder ob AutorInnen ihre Haltung zu Geschichtlichkeit deutlich machen müssen: Im Projekt Geschichte schreiben werden an vier Abenden in dieser Saison Methoden der Übersetzung von Historie in Fiktion mit AutorInnen diskutiert – wie kann etwa Vergangenes aus einer schal gewordenen Gedenkkultur gelöst und mit Gegenwärtigem verknüpft werden? »Erinnerung ist nicht nur das von einem selbst Erlebte, sondern ein Mosaik aus den Abdrücken, die Texte, Bilder oder Riten über Generationen in uns hinterlassen«, schreibt Aleida Assmann – und tatsächlich bleiben viele Randgeschichten, Nebenschauplätze, Schattenfiguren zu erzählen. Das thematische Spektrum der Abende reicht von privaten Migrationsgeschichten über koloniale Impulse der Archäologie bis in den Echoraum der sozialen Medien, die zum Propagandainstrument zeitgenössischer rechter Jugendbewegungen geworden sind.
Kenah Cusanit, *1979 in Blankenburg (Harz), lebt in Berlin. Studierte Altorientalische Philologie, Ethnologie und Afrikanistik und arbeitete mehrere Jahre als Journalistin. Für Babel erhielt sie den Uwe-Johnson-Förderpreis 2019. Weitere Publikationen: aus Papier. Gedichte (2014), Chronographe Chorologien I. Gedichte (2017).
Inger-Maria Mahlke, *1977 in Hamburg, studierte Rechtswissenschaft an der FU Berlin und arbeitet dort am Lehrstuhl für Kriminologie. Für Archipel erhielt sie 2018 den Deutschen Buchpreis. Weitere Publikationen (Auswahl): Silberfischchen. Roman (2010), Rechnung offen. Roman (2013), Wie Ihr wollt. Roman (2015).
Sabine Scholl, *1959, studierte Germanistik, Geschichte, Theaterwissenschaften; lebt in Wien. Lehrtätigkeit u.a. in Wien, Portugal, den USA, Japan, am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Letzte Romane: Das Gesetz des Dschungels (2018); O. (2020).
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Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen in der Alten Schmiede
Hinweise für Personen mit eingeschränkter Mobilität:
Alle Veranstaltungsräume und Toiletten sind, teilweise über Treppenlift, mit dem Rollstuhl zugänglich.
Ein PKW-Stellplatz ist täglich von 18 bis 20 Uhr vor Schönlaterngasse 13 reserviert.