Do, 18:00
Literatur
Frühling im Herbst (2)
18.00 Moderation: Markus Köhle
Janea Hansen: Slammer. Dichter. Weiter 2
Paul Divjak: Dardanella (Ritter Literatur)
19.00 Moderation: Friedrich Hahn
Christoph Andexlinger: Die Biber, die Menschen und der ganze Rest (Kurzgeschichten, edition lex listz 12)
Manfred Chobot: In 116 Tagen um die Welt (Ein Logbuch, Löcker)
Alfred Paul Schmidt: Ein Tal über Triest (Roman, keiper )
20.00 Moderation: Mieze Medusa, Markus Köhle
Christoph Dolgan: Elf Nächte und ein Tag (Roman, Literaturverlag Droschl)
Hamed Abboud: In meinem Bart versteckte Geschichten (Edition Korrespondenzen)
Friedrich Hahn: Erzähl mir nichts (Erzählung, Edition Roesner)
Mit einem zweiten Frühling und AutorInnen, deren Lesungen in den Monaten März bis Juni leider abgesagt werden mussten, beginnt die Veranstaltungssaison der Alten Schmiede – eine vielstimmige Ouvertüre in Kurzlesungen: mit Prosaminiaturen, die an Daniil Charms oder Robert Walser erinnern, mit Romanen über das Malen und die Kunst, mit Lehrfabeln mit und über Bobos, mit Texten über das Ankommen nach einer Flucht, mit Erzählungen vom Tod eines Freundes. Eröffnet werden die Abende von zwei SlammerInnen, die Lyrik österreichischer AutorInnen rezitieren, transponieren und so zum Ausgangspunkt für neue Texte nehmen.
18.00
Slammer.Dichter.Weiter ist ein Brückenschlag von Lyrik zu Spoken Word und Slam Poetry. Diesmal zu Gast ist Janea Hansen aus Wien. Im Vorfeld wurde sie von Markus Köhle mit Texten österreichischer Dichter*innen aus dem 20./21. Jahrhundert konfrontiert, von denen sie einen ausgewählt hat und nun auf ihre Weise darauf reagiert.
Janea Hansen ist Autorin, Slam Poetin, Moderatorin, Kulturveranstalterin und studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaftlerin. Unter anderem arbeitet sie im Veranstaltungskollektiv FOMP und betreut als Veranstalterin die Lesereihe AnnoLiteraturSonntag und den U20 Poetry Slam im Dschungel Wien.
In Paul Divjaks »Roman« ist Dardanella nicht einer der ersten Millionenseller der Tonträgergeschichte (1919), sondern eine Luxusyacht, auf der der adipöse Ich-Erzähler der hohen See (der Welt) und ihrem Treibgut ausgeliefert ist, einem »immer weiter und weiter, ohne irgendwas infrage zu stellen …«: Ein Endzeitleben »in beständigem Konsum und gleichzeitigem Mangel an Fülle.« (M. Köhle)
Paul Divjak, *1970, ist Autor, Konzeptkünstler, Filmemacher und Musiker. Zahlreiche literarische Arbeiten, zuletzt: TAMAGOTCHI TANZMUSIK (2017).
19.00
Christoph Andexlingers Kurzgeschichten beginnen oft ganz alltäglich. Und enden dann in Absurdistan. Sei es, dass eine Bücherwand Wanderlust entwickelt, ein Mobilklo um seine Restwürde ringt oder ein Vampir mit Entzug zu kämpfen hat. Das Bizarre, manchmal auch Makabre feiern in Andexlingers erster Einzelveröffentlichung fröhliche Urständ… (F. Hahn)
Christoph Andexlinger, *1970 in Wien. Mitarbeit an Peter Wagners Buch und Bühnenstück 71 oder der Fluch der Primzahl; Stadt aus Schwein. Album mit eigenen Texten und Kompositionen mit der Band Freak Diego (2006).
Sie streiten sich um einen Platz am Pool. Sie melden sich zu Entschlackungskuren an. Einer trinkt immer nur kleine Bier und nie große. Es geht zu wie im echten Leben. Manfred Chobot feierte mit seiner Frau Goldene Hochzeit und führte Logbuch. Auf 40 Stationen erlebten sie auf ihrer 4-monatigen Kreuzfahrt die große Welt. Und auf dem Schiff mit ihren 1.100 Mitpassagieren die große Welt im kleinen. Ein Roman über die große, weite Welt als Dorfgeschichte. (F. Hahn)
Manfred Chobot, *1947 in Wien. Studium der Kulturtechnik und Wasserwirtschaft. Veröffentlicht Lyrik, Prosa, Romane, Hörspiele und Features; Herausgebertätigkeiten, Fotoausstellungen. Zuletzt erschienen: Nur Fliegen ist schöner. Gedichte (Hg. Beppo Beyerl, 2017); Franz – eine Karriere. 13 Erzählungen (2017).
In Alfred Paul Schmidts Roman laufen sich zwei aus Graz in Triest über den Weg: Alfred Klei, 75, Optimist nach eigenen Angaben und „von Beruf allerdings gar nichts“; und Eva Täu, eine junge Krimiautorin mit dem Wunsch, in Triest ihre Schreibblockade zu überwinden. Sie kommen ins Reden. Sie trinken Prosecco, flanieren durch Triest und Umgebung, philosophieren über Zufälle, das Meer, das Schreiben undundund. Das Ergebnis: Eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte… (F. Hahn)
Alfred Paul Schmidt, *1941 in Wien, lebt nach Universitätsstudien und diversen Gelegenheitsarbeiten seit 1975 als freier Schriftsteller in Graz. Neben Prosawerken verfasste er zahlreiche Hörspiele, Theaterstücke und Fernsehdrehbücher. Zuletzt erschienen: Aus dem Grenzenlosen komm ich mir entgegen. Roman (2015); LEUCHTENDER ATEM. Alle Jahre wieder. Erzählungen (2016).
20.00
Dunkel gefärbt, nachdenklich, abgründig liest sich der zweite Roman Christoph Dolgans, dessen Protagonist den Selbstmord eines Jugendfreundes verarbeitet, eines manisch-depressiven Grenzgängers und Dostojewski-Verehrers – verknüpft mit philosophischen und kunstästhetischen Überlegungen sowie sensibel gezeichneten literarischen Porträts von den Rändern der Gesellschaft. (J. Tröndle)
Christoph Dolgan, *1979, lebt in Graz, Studium der Germanistik und Volkskunde/Kulturanthropologie. Prosadebüt Ballastexistenz (2013).
Assoziativ, bildstark und voll drastischer Komik, so schrieb Hamed Abboud über den Krieg in Syrien und seine jahrelange Flucht. In seinem neuen Buch sind die Texte sesshafter geworden. Sie erzählen vom Ankommen und vom Atemholen, stellen aber gleichzeitig die Möglichkeit des Bleibens in Frage. „Ich bin nicht hier um dir zu erzählen, was dort passiert“, schreibt er und fragt: Was ist das Paradies, wenn nicht „die unendliche Suche nach allen zukünftigen Erinnerungen“. (M. Medusa)
Hamed Abboud, *1987 in Deir Ez-Zor/Syrien, lebt seit 2014 als Autor in Wien. Zuletzt erschienen: Der Tod backt einen Geburtstagskuchen (2017).
Wilfried Knechtl musste einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Nach einer Phase der tiefen Depression versucht er wieder Fuß zu fassen in seinem Leben. Er will reden, versucht, wieder unter die Leute zu gehen, will Leuten aus seinem beruflichen und persönlichen Umfeld seine Geschichte erzählen. Aber kaum setzt er an, werden ihm auf Stichwort „Krankheit“, „Alkoholmissbrauch“, „Tod auf Raten“, „Lebensgefährtin“, „Tragödie“ fremde Geschichten erzählt.
Friedrich Hahn entwirft ein Panoptikum menschlichen Leidens. Die Geschichte von Wilfried Knechtl und seiner Beziehung zu Hertha allerdings bleibt unerzählt. So als wäre die Empathie abgeschafft worden. Dafür – und das klingt schon ein wenig nach Happy-End – ergibt sich eine andere. Nach Melichar. Oder: Die Kunst keinen Roman zu schreiben legt Friedrich Hahn mit Erzähl mir nichts die Geschichte einer nicht erzählten Geschichte vor. (Verlagstext)
Friedrich Hahn, *1952 im Waldviertel; freier Schriftsteller und Schreibpädagoge. Zahlreiche Romane, Gedichtbände, Essays, Hörspiele, Theatertexte – zuletzt (u. a.): neben deinen fußnoten mein alter schuh, neue gedichte (2019); Der Autor steht für Lesungen und Pressetermine nicht zur Verfügung. Eine Nahaufhörerfahrung (2019); Melichar. Oder: Die Kunst, keinen Roman zu schreiben Roman (2019).
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Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen in der Alten Schmiede
Hinweise für Personen mit eingeschränkter Mobilität:
Alle Veranstaltungsräume und Toiletten sind, teilweise über Treppenlift, mit dem Rollstuhl zugänglich.
Ein PKW-Stellplatz ist täglich von 18 bis 20 Uhr vor Schönlaterngasse 13 reserviert.