Do, 18:00
Literatur
Die andere Seite der Entfremdung. Bildung, Emanzipation und Literatur (1)
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Helmut Neundlinger
liest und kommentiert
Hermann Obermüller: Ein verlorener Sohn (Roman, Kiepenheuer & Witsch, 1982)
Ein verlorener Sohn markiert einen zu Unrecht vergessenen Endpunkt des Genres der autobiographisch basierten Befreiungsliteratur. Eindringlich beschreibt der Autor den Versuch eines Kleinhäuslersohnes aus dem Mühlviertel, der bedrückenden Enge seiner Herkunft mittels Bildung zu entkommen. Der zwischen Heimat- und Studienort pendelnde Protagonist Jell zerbricht allmählich an den Widersprüchen der verschiedenen Milieus. Mit Blick auf die Diskussionen um Didier Eribons Rückkehr nach Reims erscheint Obermüllers Roman im Verbund mit Franz Innerhofers Schöne Tage (1974) und Gernot Wolfgrubers Herrenjahre (1976) als literarischer Vorläufer einer unbarmherzigen Selbstanalyse. (H. Neundlinger)
Hermann Obermüller, *1946 in Pitretsberg/Rohrbach (OÖ), wuchs auf einem Kleinbauernhof auf; Knecht, Hilfsarbeiter und Tischler. Nach Abendschule und Studium der Germanistik und Sport Mittelschullehrer in OÖ. Weiteres Buch: Ameisen (Erzählungen, 1979). Walter-Buchebner-Preis 1980. Obermüller zog sich vor längerer Zeit aus der Öffentlichkeit zurück.
Helmut Neundlinger, *1973, veröffentlicht Lyrik, Prosa, Essays; Literaturwissenschaftler und Musiker; zahlreiche Herausgeberschaften. Roman: Eins zwei Fittipaldi (2018).
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Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen in der Alten Schmiede
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Alle Veranstaltungsräume und Toiletten sind, teilweise über Treppenlift, mit dem Rollstuhl zugänglich.
Ein PKW-Stellplatz ist täglich von 18 bis 20 Uhr vor Schönlaterngasse 13 reserviert.