Di., 19:00
Literatur
Thomas Stangl
//SAISONERÖFFNUNG
Thomas Stangl: Die Geschichte des Körpers (Erzählungen, Droschl)
Moderation: Daniel Terkl
»Die Zeit verrutscht. Wir sind außerhalb von uns selbst«, heißt es in der letzten »Erzählung«, dem Epilog des Bandes. Es dreht sich in ihm um die Darstellung der Seeschlacht von Lepanto von Cy Twombly. »Die Zeit verrutscht. Wir sind außerhalb von uns selbst«: Damit ist auch ein Grundgefühl beschrieben, das die Lektüre vieler der Texte in dem Band begleitet: Sie brechen immer wieder mit gängigen Erzählperspektiven, stören auf produktive Weise kongruente Zeit- und Ortswahrnehmungen, stellen gewissermaßen die Ganzheit einer Art von Erzählkörper in Frage; stellen die Frage nach der Verbindung von Sprache und Körper, danach, wer wir eigentlich sind oder sein könnten.
Seine Bücher führen uns nach Afrika, in das Wien der 30er-Jahre, auf die Anti-Haider Demonstrationen und ins Altenheim. Sie greifen aus, zeitlich wie topografisch, haben verschiedenste Protagonisten und situieren doch alles Geschehen konsequent in einem Bewusstsein, das Wahrnehmungsschärfe, Erinnerungsseismographik und Nachdenklichkeit vereint. Den Zugriff auf Welt und Seele macht solche sprachliche Polyphonie nicht einfach, das wissen Leser bereits aus den großen Bewusstseinsromanen des 20. Jahrhunderts. Es ist dies das Gegenteil von jeder modernen Poetik, die sich den Oberflächen verschreibt. Und doch gibt es kein Buch von Thomas Stangl, in dem man nicht mit Glück und Staunen erfährt, wie unverwechselbar literarische Sprache auch im Erschreiben unserer Zeit ist. (Deutsche Schillerstiftung)
Thomas Stangl, *1966 in Wien, wo er lebt, studierte Philosophie und Hispanistik. Zahlreiche Preise, u.a. Erich-Fried-Preis (2011); Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung (2019); Bücher: Der einzige Ort. Roman (2004); Ihre Musik. Roman (2006); Was kommt. Roman (2009); Reisen und Gespenster. Essays und Erzählungen (2012); Regeln des Tanzes. Roman (2013); Freiheit und Langeweile. Essays (2016); Fremde Verwandtschaften. Roman (2018).
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Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen in der Alten Schmiede
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Ein PKW-Stellplatz ist täglich von 18 bis 20 Uhr vor Schönlaterngasse 13 reserviert.