Di, 18:00
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GESELLSCHAFTSRÄUME DER LITERATUR
4. Veranstaltung einer neuen Reihe – Konzept und Ausführung: KURT NEUMANN
LISA SPALT (IPA, Linz) – SCHREIBEN IN GESELLSCHAFT
KARIN HARRASSER (Kunstuniversität Linz): Buchvorstellung Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän von DONNA HARAWAY (Übersetzung: Karin Harrasser, Campus Verlag, 2018) und Vorstellung des darauf basierenden Schreibprojekts an der Kunstuni Linz •
PAVEL NOVOTNÝ (TU Liberec): Vorstellung der literarisch-künstlerischen Gemeinschaftsprojekte Tramvestie und Wolken (tschechisch – deutsch) •
DIETER SPERL (Wien): Vorstellung von Aus meinem Leben. Kollektives Hörspiel (Ö1-Kunstradio, 2018) •
GABRIEL HORAŢIU DECUBLE (Universität Bukarest): Darstellung des kollektiven Rekordromans (53 rumänische Autoren schreiben und publizieren an einem Tag, 15.12.2012, einen Roman) Moș Crăciun & Co. (dt.: Weihnachtsmann & Co. KG), samt Lesung übersetzter Passagen (rumänisch – deutsch) •
LISA SPALT: Vorstellung des Instituts für poetische Alltagsverbesserung samt Buchprojekt •
Diskussion unter Leitung von Karin Harrasser
»Sympoiesis« und »Zusammen-Werden« sind Schlüsselwörter in einem eben von Karin Harrasser ins Deutsche übertragenen Buch der amerikanischen Wissenschaftstheoretikerin, Biologin und Geschlechterforscherin Donna Haraway. Es trägt den Titel »Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän« und soll dem Abend »Schreiben in Gesellschaft« seine Grundierung geben. Wenn Poesie vom »Poein«, also vom »Machen« herkommt, dann wird dieses hier verstanden als eines des vielfältigen Zusammenspielens. Pavel Novotný stellt die Projekte »Tramvestie« und »Wolken« vor. Menschen berichten, was ihnen durch den Kopf geht – angesichts der Welt, die sich vor dem Fenster einer fahrenden Straßenbahn entrollt; angesichts der Wolken, die sie am Boden liegend beobachten. Novotný erlaubt sich, die Poesie in ihren Texten und Stimmen hervortreten zu lassen. Dieter Sperl hat unterschiedlichste Menschen gebeten, »die eine« Geschichte ihres Lebens zu erzählen. Das mit den spezifischen Sprechweisen untrennbar verbundene Erzählen, die Melodien und Akzente waren bestimmend für das Hörstück, in dem nun alle Beteiligten zusammenwirken. Gabriel Horaţiu Decuble hat 2012 »Moș Crăciun & Co.« (dt. »Weihnachtsmann & Co. KG«) initiiert. Der Roman wurde von 53 Schreibenden in simultaner Arbeit verfasst und nach nur einem Tag Entstehungszeit als »Geschenk an die rumänische Gesellschaft« veröffentlicht. Lisa Spalt stellt das »Institut für poetische Alltagsverbesserung« vor, das als poetischer Dienstleistungsbetrieb angelegt ist. Dieser will Gesellschaft ausprobieren, will gemeinsames Erinnern und Zukunft im Dialog erproben. Die Rolle der »Geschichte« wird in einer mythologischen und einer utopischen Abteilung hervorgehoben. Gesellschaft als »tentakuläre« – ein bei Haraway wichtiges Wort – wird schließlich im Beitrag Karin Harrassers zur Sprache kommen, die neben dem Buch Haraways auch »sympoetische« Versuche mit Studierenden der Linzer Kunstuniversität vorstellen wird. Schließlich wird ein von ihr moderiertes, alle Anwesenden einbeziehendes Gespräch den Abend beschließen. (Lisa Spalt)
Karin Harrasser, *1974 in Kufstein, Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Wien; Herausgeberin der Zeitschrift für Kulturwissenschaften (mit Elisabeth Timm); universitäre Fortbildung in Österreich, Deutschland, den USA, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Wien und der Berliner Humboldt-Universität, seit April 2013 Ordentliche Universitätsprofessorin für Kulturwissenschaft, nunmehr Vorstand des Instituts für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften der Kunstuniversität Linz; Mitwirkung in österreichischen Wissenschaftsinstitutionen. Publikationen (Auswahl): Prothesen. Figuren einer lädierten Moderne (2016); Körper 2.0. Über die technische Erweiterbarkeit des Menschen (2013); Computerhystorien. Erzählungen der digitalen Kulturen um 1984 (2005). Mitherausgeberin u.a. von Szenographien des Subjekts (2017); Parahuman. Neue Perspektiven auf das Leben mit Technik (2016); Figuren der Gewalt (2014); Ambiente. Das Leben und seine Räume (2010).
Pavel Novotný, *1976, hat in Liberec, Prag und Olomouc studiert, leitet den Lehrstuhl für Deutsche Sprache an der TU Liberec. Arbeiten zur literarischen Montage und Collage, zur auditiven und radiophonischen Poesie. Veröffentlichung von Gedichtsammlungen und Textzyklen, Übersetzungen; Radiokompositionen für den Tschechischen Rundfunk (ČRo 3) – u.a. Prix Bohemia Radio 2010 für Vesmír (Weltall); mit Jaromír Typlt Inszenierungen der Ursonate von Kurt Schwitters; seit 2007 arbeitet er an dem vielschichtigen O-Ton-Werk Tramvestie, das Eindrücke, Dialoge, Beschreibungen einer Fahrt mit der Schmalspurbahn zwischen Liberec und Jablonec akustisch umsetzt. https://www.pavelnovotny.net/eng/bio/
Dieter Sperl, *1966, Studium in Graz, lebt als Autor experimenteller und konzeptueller Bücher, von Hörstücken, Textinstallationen und als Herausgeber diverser sprachkünstlerischer Publikationen (u.a. flugschrift) in Wien. Buchpublikationen u.a.: Alles wird gut. Prosa (1998); Random Walker. Filmtagebuch (2005); absichtslos. Episodenroman (2007); Von hier aus. Diary Samples (2012); Have a Nice Trip. Extrakte aus Begegnungen (2016). Radioarbeiten, zuletzt: Letzte Liebe (2009), Long Seconds (gem. mit dem Soundmanager und Instant Composer Michael Fischer, 2011), Crossing the River of Imagination (2013), Wer bist du? (2015), Aus meinem Leben (2018).
Gabriel Horaţiu Decuble leitet die Abteilung für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Bukarest. Schwerpunkte seiner Forschung und Lehre: von mittelalterlicher bis zur zeitgenössischen Literatur, vergleichende Literaturwissenschaft und Übersetzungstheorie. Er veröffentlichte u.a. Die Hagiographische Konvention. Zur Konstituierung der Heiligenlegende als literarische Gattung (2002); »Und es immer schlimmer machen…« Nietzsches philosophischer Entbildungsroman (2012). Als Schriftsteller und Übersetzer veröffentlichte er u.a. die Gedichtbände Epistole și alte poeme (2001), Eclectica (2007), The înd (2013), Kurzprosa und den Roman Tu n-ai trăit nimic (2014). Publikationen in Anthologien in Deutschland, u.a. Einladung nach Rumänien. Klassische und moderne Erzählungen (2016). Er übersetzte u.a. Meister Eckhart, Goethe, Schopenhauer, Brecht, Ernst Jandl, Oskar Pastior.
Der als Gemeinschaftsband konzipierte Roman Moș Crăciun & Co. (dt.: Weihnachtsmann & Co. KG) wurde am 15. Dezember 2012 von 53 rumänischen Autoren in nur 5 Stunden und 35 Minuten verfasst und in insgesamt 9 Stunden und 8 Minuten am gleichen Tag auch veröffentlicht. Nach dem Erscheinen wurde er als »der am schnellsten je geschriebene und veröffentlichte Roman«, wofür man allerdings eine neue Kategorie erfinden musste, ins Guinness Book of World Records eingetragen.
Lisa Spalt, *1970 in Hohenems. Studium der Germanistik und Romanistik. Lebt als personifiziertes Institut für poetische Alltagsverbesserung (IPA) in Linz. Arbeiten zum Handeln in Sprache und Bildern. Zahlreiche Gemeinschaftsarbeiten, u.a. mit Otto Saxinger, Georg Bernsteiner (Kunst) und Clemens Gadenstätter (Musik). 1998–2005 Herausgeberin der edition ch, 2004–2007 Herausgeberin der Kleinen idiomatischen Reihe, 2007 Gründung der Literaturzeitschrift Idiome. Hefte für neue Prosa mit Florian Neuner; Edition Kleine Brötchen (seit 2014). Zuletzt erschienene Bücher: Dings. Ein Gebrauchsgegenstand (2012), Ameisendelirium (2015); Die zwei Henriettas. Eine Odyssee (2017). Hörspiele, u. a.: Dings; Das Institut (Regie: Renate Pittroff; ORF 2012; 2018). www.lisaspalt.info
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