Di, 19:00
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Schreiben über das Unausweichliche: Auf Du und Du mit dem Tod
REINHARD WEGERTH (Mödling/NÖ) liest aus HIMMELSSTIEGE oder Ein bitterer Gang. Erzählung (Sisyphus Verlag, 2018) • DANIEL WISSER (Wien) liest aus KÖNIGIN DER BERGE. Roman (Jung und Jung Verlag, 2018) • Einleitungen und Gespräch: Markus Köhle
Reinhard Wegerths Erzählung Himmelsstiege oder Ein bitterer Gang ist sein drittes autobiografisches Buch. Diesmal erzählen keine »Stimmen«, sondern der Autor selbst. Diesmal ist die Frau desselben die Hauptfigur, und der »bittere Gang« ist jener von der Krebsdiagnose bis zum Tod. Dieser Gang erstreckt sich über zwei Jahre. Es ist ein Kennenlernen der Spitalswelt und ein Sich-Vorantasten im ÄrztInnen-Kosmos. Gleichzeitig verschließt sich der Autor den Geschehnissen der Gegenwart nicht und so werden neben dem privaten Leben und Leiden auch die sogenannte Flüchtlingskrise und die Bundespräsidentenwahlen thematisiert. Das alles erzählt Wegerth in einer klaren, verknappten Sprache, die auf Wiederholungen setzt, und der Text ist überdies, bei aller Dramatik des Themas, immer auch behutsam humorvoll.
Der Held von Daniel Wissers Roman Königin der Berge ist Mitte vierzig, heißt Robert Turin und ist unheilbar krank: Multiple Sklerose. Robert Turin nennt seine Krankheit »Königin der Berge«, er hat ohnehin ein Faible für Sprache. Er war erfolgreich und ging, um seiner Frau nicht zur Last zu fallen, freiwillig ins Heim. Dort gibt er sich mal charmant, mal rüpelhaft. Er trinkt und scherzt, solange es noch geht. Doch als es ihm zunehmend schlechter geht, beschließt er zu sterben. Aber selbst dafür braucht er Hilfe, die von seiner Frau nicht zu haben ist. Daniel Wisser hat für die zu erzählende Geschichte erneut eine eigene Form und eine eigenwillige sprachliche Gestaltung gefunden. Er hat einen Helden ins Leben gerufen, mit dem man nicht tauschen, aber gerne auf ein paar Viertel gehen möchte, weil er es trotz offenbarer Todessehnsucht wie kaum ein anderer versteht, die Schönheit des Lebens zu preisen. Für Königin der Berge wurde Daniel Wisser mit dem Österreichischen Buchpreis 2018 ausgezeichnet.
(Markus Köhle)
Reinhard Wegerth, *1950, studierte Rechtswissenschaft in Wien; Mitbegründer des Literaturmagazins Frischfleisch, Verlagslektor und Redakteur, Letzteres viele Jahre für die Alte Schmiede. Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich 2014. Erzählungen, Hörspiele, (Wiener-)Liedtexte und Comics – zuletzt erschien: Damals und dort. Stimmenroman (2010); Früher und hier. Stimmenroman (2013); Als es geschah. Stimmenberichte (2016).
Daniel Wisser, *1971 in Klagenfurt, Studium der Germanistik in Wien, veröffentlicht Lyrik, Prosa und radiophone Werke; Mitbegründer des Ersten Wiener Heimorgelorchesters; Herausgeber der Reihe Der Pudel. Zuletzt erschien: Ein weißer Elefant. Roman (2013); Kein Wort für Blau. Erzählungen (2016); Löwen in der Einöde. Roman (2017); UNDO (Web-Roman auf www.danielwisser.net, 2017).
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