Di, 20:15
AS
Wiener Vorlesungen zur Literatur
Doppelvorlesung zum Thema FRAUEN SCHREIBEN KRIEG von SABINE SCHOLL (Berlin) • Teil zwei: 1945 bis 2018: KNOCHEN RUINEN KAMERAS (Daša Drndić, Slavenka Drakulić, Anna Kim, Elvira Dones, Ivana Sajko, Sara Nović, Polina Scherebzowa, Miriam Meetra, Noor Kanj, Widad Nabi, Rabab Haider, Salma Salem, Tania Al Kayali, Souad Alkhateeb) • Moderation: Kurt Neumann
Obwohl es Texte verschiedener Genres zur weiblichen Seite des Krieges gibt, hat bislang kaum eine konzentrierte Auseinandersetzung damit stattgefunden. Der Gegensatz von männlichen Gefechtsschilderungen, Tötungsmaschinen, hierarchischen Beziehungsmustern und Heldenerzählungen zu weiblichen Berichten vom Überleben zwischen Gebäuderesten, Alpträumen, Versorgungsproblemen, Selbstschutz etc. verdeutlicht, dass die Literatur vom Krieg bislang weitgehend aus männlicher Sicht und ereignisorientiert festgeschrieben wurde. Dabei befinden sich immer mehr Frauen als Soldatinnen, Journalistinnen oder Ärztinnen nahe den Frontlinien. Reporterinnen oder recherchierende Autorinnen erfahren durch teilnehmende Beobachtung insbesondere von Frauen in Kriegsgebieten Geschichten, die sie Männern eher nicht mitteilen. Oft handelt es sich dabei um die Beschreibung von Kollateralschäden oder sexueller Aggression.
Absicht dieser Doppelvorlesung ist es, ein vollständigeres Bild zu entwerfen, indem die Aufmerksamkeit auf den weiblichen Blick gelenkt wird, da Krieg üblicherweise gleichbedeutend mit männlich gesetzt wird. In der aktuellen Ausstellung »Gewalt und Geschlecht« im Dresdner Militärhistorischen Museum werden eingeschliffene Vorstellungen von männlichem Krieg und weiblichem Frieden kritisch hinterfragt. Im Vorwort heißt es denn auch: »Es geht generell darum, zu vermitteln, dass die ›Wahrheit‹ jeglicher Überlieferung jeweils nur die Wahrheit des Überliefernden ist und dass sich das Bild eines historischen Ereignisses stets nur aus unendlich vielen Fragmenten, Erinnerungen und Wertungen, einem Mosaik vergleichbar zusammensetzt.«
(Sabine Scholl)
Sabine Scholl, *1959 in Grieskirchen /OÖ, lebt in Berlin. Internationale Lehrtätigkeit, u.a. in Japan und in den USA, am Institut für Sprachkunst in Wien und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Zuletzt erschienen die Romane Wir sind die Früchte des Zorns (2013), Die Füchsin spricht (2016); Das Gesetz des Dschungels (2018).
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