Mo, 19:00
AS
Reihe Textvorstellungen – Motto: Quo vadis, Literatur?
STEFAN KUTZENBERGER (Wien) Friedinger. Roman (Deuticke, 2018) • FABIAN NAVARRO (Wien) Eloquentron3000. Bot- und andere Lyrik (Manuskript) • EVELYN STEINTHALER (Wien) Peršmanhof. 25. April 1945. Graphic Novel (Zeichnung: Verena Loisel; Bahoe Books, 2018) • Redaktion und Moderation: MIEZE MEDUSA
In Stefan Kutzenbergers Debüt erzählt der fiktive Autor Stefan Kutzenberger gewitzt vom Scheitern als Literat. Drei ungeschriebene Romane hat der begeisterte Leser, Familienvater und Romanheld in der Schublade. Stoffe werden an ihn herangetragen. Literaturbegeistert denkt er über Formen nach, entwickelt seine Kunst, ohne auch nur ein Wort zu schreiben. Die Zeit fehlt. Seine Frau schenkt sie ihm, schickt ihn alleine nach Kreta und damit direkt in die Mid-Life-Crisis. Dort trifft er den titelgebenden »Friedinger«, es wird gelebt, erzählt, Zufälle häufen sich, wie sie es nur in klug und bewusst gebauten Geschichten tun. Kutzenberger ist ein fulminantes Spiel mit Autofiktion, Literaturtheorie, postmodernen Stilmitteln, Krimi-Elementen und raffinierter Erzählstruktur gelungen.
Der technische Fortschritt stellt der Kunst immer neue Fragen. Auf die Suche nach Antworten hat sich Fabian Navarro begeben und den Lyrik-Bot »Eloquentron3000« programmiert, der täglich Gedichte im Netz veröffentlicht. Illustriert werden die Gedichte von Selina Seemann. Am Ursprung des Projektes stand die Suche nach neuen Hilfestellungen für das eigene Schreiben. Was ist ein Gedicht? Kann eine künstliche Intelligenz Gedichte schreiben? Mit welchen Parametern wird der Bot gefüttert? Wie viel menschliche Interpretationsleistung brauchen die Gedichte? Sind sie gut? Besser als die des Autors Fabian Navarro? Der im Wettstreit geübte Bühnenpoet konfrontiert in der Lesung eigene Texte mit der Bot-Lyrik und stellt uns allen die Frage: Quo vadis, Literatur?
Peršmanhof. 25. April 1945 stellt sich der Frage, wie eine wahre Geschichte mit den Mitteln der Literatur erzählt werden kann. Erzählt wird von einem der letzten NS-Verbrechen an der kärntner-slowenischen Zivilbevölkerung. Angehörige des SS- und Polizeiregiments 13 ermordeten die am Hof befindlichen Mitglieder der Familie Sadovnik: nur drei Kinder überlebten. Polizeiprotokolle verweben sich mit literarischem Erzählen. Der unsagbare Schrecken wird gefasst und vermittelt. Evelyn Steinthaler ist Spezialistin für den Bereich der Literatur, der der Welt zugewandt ist, vom Echten erzählen will. Gemeinsam mit Verena Loisel stellt sie sich den Fragen des Erzählbaren. Was wird wie erzählt? Wie korrespondieren Text und Bild mit der nacherzählten Welt? Weiterleben, wie geht das?
(Mieze Medusa)
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