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GEDÄCHTNISMOMENTE DER LITERATUR – BEIM WIEDERLESEN der Gedichte von
BERNHARD C. BÜNKER (1948–2010) • AXEL KARNER (Wien) liest aus WOS IBABLEIBT. Dialektgedichte und andere Texte • Bischof MICHAEL BÜNKER (Wien) liest einige seiner Lieblingsgedichte aus dem Werk seines Bruders • MANFRED CHOBOT (Wien) erinnert sich an Bernhard C. Bünker und spricht über seine Poesie • GOTTFRIED GFRERER (Kärnten) singt den Blues und erzählt von seiner musikalischen Zusammenarbeit • Bernhard C. Bünker: Wos ibableibt (ausgewählt und herausgegeben von Manfred Chobot und Axel Karner, Verlag Heyn, 2018)
Am 14. August wäre der 2010 verstorbene Dialektdichter Bernhard C. Bünker 70 geworden. Aus diesem Anlass haben die mit ihm freundschaftlich verbundenen Autoren Manfred Chobot und Axel Karner eine Sammlung von Dialektgedichten zusammengestellt. Die Auswahl seiner Gedichte folgt den wesentlichen Themen seines lyrischen Werkes (Heimat, Politik, Liebe, …) und steht als Antithese zu einem »heimatlich-idyllischen, bäuerlich-heilen, biederen und frommen« Literaturverständnis.
Bernhard C. Bünker, der sich in seiner Dichtung durchgehend des Kärntner Dialekts bedient, war für Hans Haid einer der Autoren, die im Dialekt über die »brennenden Probleme der Zeit« schreiben und »nicht mehr im mundartlichen Ghetto stehen […] in erster Linie Poeten, engagierte Schreiber, neue HEIMAT-DICHTER [sind], weil sie anklagen, aufzeigen, das Maul aufmachen, weil sie schreien, wenn ihnen die Zerstörung des Landes nicht gleichgültig ist […].«
»Heimat« ist für Bünker – er nannte sich selbst »Heimatdichter« – die Erfahrung eines sozialen Ortes mit ökologischer und solidarischer Verantwortung. Das Gedicht die welt ist nicht heimat von Peter Paul Zahl bringt für ihn die »Geographie« des Menschseins auf den Punkt. Bernhard C. Bünkers Lyrik, »rau und feinfühlig, voll Trauer und Wut und Zärtlichkeit, eben heimatlich im archaischen Sinn«, unterscheidet sich fundamental von den folkloristischen Machwerken der Traditionalisten. Seine Texte sind Bekenntnisse eines Demokraten und Antifaschisten, eines Aktivisten für soziale Rechte und für die Rechte von Minderheiten. Es sind Eindrücke eines künstlerischen Menschen, der in seiner Poesie aus dem Gefühl für die Sprachenvielfalt Kärntens geschöpft hat.
Die Botschaft von der verpflichtenden Arbeit am »Himmelreich hier und jetzt« hat er ganz im Sinne eines biblischen Predigers und Mahners – anders als seine Vorfahren aber nicht von der Kanzel, sondern an den Tischen verrauchter Wirtshäuser – verkündet. Bernhard C. Bünker, ein oft auch Einsamer und zuletzt fast Vergessener, klagt: wohin, frog i mi, sein olle meine oltn freind?
(Axel Karner)
Bernhard C. Bünker, *1948 in Leoben als ältestes Kind des Ehepaares Liesl und Otto Bünker (evangelischer Pfarrer und Dichter), kam 1954 nach Kärnten, wo die Familie seit Generationen lebte. Ab 1970 Studium der Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte, evangelische Religion in Wien; später Rückzug ins Waldviertel, wo er 2010 infolge einer Bluttransfusion starb. Buchpublikationen: De ausvakafte Hamat (1975); An Heabst fi di. Texte (1976); Ongst vua da Ongst (1978); Vom Schteabn und vom Traurigsein. Lieder, Märchen, Balladen, Texte aus Kärnten (1979); Wals die Hamat is (1979); Des Schtickl gea i allan. Dialekttexte (1980); Wonns goa is. Texte (1984); Lei nit lafn onfongen. Texte (1988); Nochamol zʼrucklafn. Büldaschticklen aus fost viazg Joa (1988); Satiren (1990); Dazöhl (nix) von daham. Texte und Erzählungen (1991); Karntn is lei a Grobstan (1992); Schwoaze Blia fia di (1993); zommengetrogn. Werkauswahl (1995).
Michael Bünker, *1954 in Leoben. Evangelisch-lutherischer Theologe und seit 2008 Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Er lebte mit seinem Bruder zusammen in Wien. Zuletzt erschienen: Unruhe des Glaubens (2014); A Engl geaht mit. Biblische Texte auf Kärntnerisch (mit Sepp Lagger, 2015).
Manfred Chobot, *1947 in Wien. 1991–2004 Herausgeber der Reihe »Lyrik aus Österreich«, Redakteur der Literaturzeitschriften podium (1992–1999) und Das Gedicht (1999–2002). gefallen gefällt. Gedichte (2012); Lebenslänglich Wichtelgasse. Wiener Erkundungen (2012); Mich piekst ein Ameisenbär. Weltgeschichten (2013); Mini-Krimis Doktor Mord und Das Killer-Phantom (beide 2015); Nur fliegen ist schöner. Gedichte (2017); Franz – Eine Karriere. Erzählungen (2017).
Gottfried David Gfrerer, *1966 in Spittal/Drau. Gitarrist, Liedermacher und Gitarrenbauer. Gfrerer zählt zu den besten Slidegitarristen Europas. Veröffentlichungen: Karntn is lei a Grobschtan. Mit Texten von Bernhard C. Bünker (1992); Gottfried David Gfrerer (1996); Stainless Steel (1998); Scoop & Run (2009); Polychrome (2018). Mit Bernhard C. Bünker verband ihn die Liebe zur Bluesmusik (vor allem »Sam Lightning Hopkins«). Gemeinsam hoben sie den »Karntna Bluus« aus der Taufe.
Axel Karner, *1955 in Zlan/Kärnten, lebt als Autor und Lehrer in Wien. Zuletzt erschienen: Der rosarote Balkon (2012); Der weiße Zorn (2015); Ausgewählte Gedichte (2015); Die Zunge getrocknet/De Zungen getrocknet. Gedichte (2018).
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