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DEBORA VOGEL (1900–1942)
DEBORA VOGEL (*1900, Galizien, †1942, Ghetto Lemberg) DIE GEOMETRIE DES VERZICHTS (herausgegeben und übersetzt von Anna Maja Misiak; Arco Verlag, 2017) • ANNA MAJA MISIAK (Bern) spricht über die Autorin, das Werk und seine Edition • ANNA ROZENFELD (Berlin) liest Gedichte in jiddischer Originalfassung und deutscher Übersetzung, unter Mitwirkung von CHRISTOPH HAACKER (Verleger; Wien) • Moderation: THOMAS SOXBERGER (Wien)
Debora Vogel gehörte zu den SchriftstellerInnen, die die Tradition des jiddischen Schrifttums in Galizien beleben und Lemberg zu einem literarischen Zentrum machen wollten. 1929 gründete sie mit Ber Horowitz, Rachel Korn, Mendl Neugröschl und Hersch Weber die literarische Gruppe »tsushtayer«; als Kunstkritikerin begleitete sie junge Avantgarde-Maler, unter denen Bruno Schulz zu ihrem besten Freund wurde.
Die 1900 geborene Dichterin war eine weltgewandte Intellektuelle. Die Kriegsjahre verbrachte sie in Wien, wo sie 1918 ihr Abitur am Deutschen Gymnasium in der Albertgasse ablegte. Danach studierte sie Philosophie und Literatur in Lemberg und Krakau, sie promovierte 1926 über Hegels Ästhetik.
In ihrem lyrischen Debüt (»tog-figurn«, 1930) versuchte Vogel, eine Art Sprach-Geometrie zu entwickeln. Im zweiten Gedichtband (»manekinen«, 1930) bediente sie sich gekonnt diverser Schemata aus der Trivialliteratur, um »das Leben« zu erfassen. In ihren experimentellen Prosa-Montagen übte Vogel Kritik am Kapitalismus und an der Konsumgesellschaft. Sie veröffentlichte diese Montagen auf Jiddisch (»akatsien blien«, 1935) und leicht verändert auf Polnisch (»Akacje kwitną«, 1936). In ihren Essays und Briefen reagierte Vogel wach auf Diskurse der Moderne und auf Themen ihrer Zeit wie Rassismus und Judenhass. – 1942 wurde die Dichterin mit ihrer Familie im Lemberger Ghetto ermordet.
Debora Vogels in knapp zehn Jahren entwickelter eigener Stil und ihre Scharfsichtigkeit machen ihre Gedichte, Montagen, Essays und Briefe auch heute aktuell. (Anna Maja Misiak)
Anna Maja Misiak ist Literaturwissenschaftlerin, Kunsthistorikerin und Übersetzerin.
Anna Rozenfeld, Jiddisch-Expertin und Kulturaktivistin; Schauspielerin, Sprecherin
und bildende Künstlerin. Zahlreiche Forschungsbeiträge zum Jiddischen; Übersetzungen aus dem Jiddischen.
Christoph Haacker, Germanist und Slawist, leitet seit 2002 den Arco Verlag, seit 2009 in Wien. Publikationen u. a. zur deutsch-jüdischen Literatur und Exilliteratur, Übersetzungen.
Thomas Soxberger studierte Judaistik; Publikationen zu jiddischer Kultur, Übersetzungen aus dem Jiddischen; schreibt jiddische Lyrik und Prosa. Mitarbeiter des Parlaments-Pressedienstes in Wien.
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