Mi, 19:00
Universität Wien, Hörsaal 31
ERNST-JANDL-DOZENTUR FÜR POETIK 2018
PETER WATERHOUSE (Wien) 2 Vorlesungen zum Thema: IM ÜBERGANG ZU ETWAS NICHT ERKENNBAREM. Ein Studium dreier Werke von Ingeborg Bachmann, Inger Christensen und Rosmarie Waldrop – 1. Vorlesung: Todesarten Todesraten • Moderation: THOMAS EDER (Universität Wien) • Hörsaal 31: Hauptgebäude der Universität, 1. Stock, Stiege IX • ein Gemeinschaftsprojekt von Bundeskanzleramt/Sektion Kunst und Kultur, Institut für Germanistik der Universität Wien, Gesellschaft zur Erforschung von Grundlagen der Literatur und Alte Schmiede
Als Ernst-Jandl-Dozent 2018 wird Peter Waterhouse unter dem Titel Im Übergang zu etwas nicht Erkennbarem zwei Vorlesungen zu Ingeborg Bachmanns Malina, Inger Christensens Das gemalte Zimmer und Rosmarie Waldrops A Key into the Language of America halten. In ihnen geht er der Nicht-Beschreibung eines dechiffrierbaren Ortes nach und schildert, wie stattdessen ein Dazwischen, vielleicht ein dritter Ort, umkreist wird. Ein Konversatorium zu diesen beiden Vorlesungen samt einem Adnex führt die Studierenden zusammen mit Waterhouse ins Ungargassenland Ingeborg Bachmanns.
Von Peter Waterhouseʼ Vorlesungen ausgehend und auf sie vorbereitend untersucht die Semestervorlesung von Thomas Eder das Konzept »ästhetische Erfahrung«:
Ästhetisches Erleben und ästhetische Erfahrung beim Lesen von Literatur waren lange Zeit als Gegenstand der Literaturwissenschaft verpönt. In einer werkzentrierten, auf die Analyse von sprachlichen Texteinheiten bedachten Betrachtung wurden alle Formen des erfahrungshaften Umgehens mit Texten ausgeblendet oder gar als Irrtümer (Wimsatts und Beardsleys »affective fallacy«) betrachtet.
In meiner Semestervorlesung werde ich dem in jüngeren (kognitionspsychologischen) Ansätzen wiederbelebten theoretischen Konzept der »Experientiality« von Literatur, also den durch die literarischen Texte erzeugten Erfahrungen und Erlebnissen, nachgehen. Dabei zeigt sich zum einen, dass auch in früheren Ansätzen zur Ästhetik »Erfahrung« eine bedeutsame Rolle gespielt hat (die Kategorie des »Erlebnisses« kam mit Wilhelm Dilthey im ausgehenden 19., beginnenden 20. Jahrhundert dazu). Zum anderen kann mit gegenwärtigen Ansätzen aus der so genannten kognitiven Literaturwissenschaft und der empirischen Ästhetik dieser zentralen rezeptionsästhetischen Kategorie auf neue Weise fruchtbar begegnet werden. Aber auch das Nicht-Erfahrbare soll, wie im Konzept der »Unnatural Narratology«, der Erzählung von etwas, das sich nicht ereignen kann, eine Rolle spielen. Die theoretische Rekonstruktion des Konzepts der »ästhetischen Erfahrung« wird an ausgewählten Passagen aus Goethes Dichtung und Wahrheit, aus der Prosa Adalbert Stifters und Franz Kafkas sowie den Gedichten von Paul Celan erfolgen. (Thomas Eder)
Peter Waterhouse, *1956 in Berlin, lebt in Wien. Er verfasst Lyrik, Essays, Erzählungen, Theaterstücke und Romane; daneben übersetzt er aus dem Englischen und Italienischen (u.a. Gerald Manley Hopkins, Allen Ginsberg, Michael Hamburger, Andrea Zanzotto, Biagio Marin); Mitbegründer der Übersetzungs- und Forschungsplattform VERSATORIUM. H. C. Artmann-Preis (2004), Erich-Fried-Preis (2007), Ernst-Jandl-Preis (2011), Großer Österreichischer Staatspreis (2012). Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt: (Krieg und Welt) (2006), Honigverkäufer im Palastgarten und das Auditorium Maximum (2010); Die Auswandernden (mit Nanne Meyer, 2016) Der Fink. Einführung in das Federlesen (2016).
Thomas Eder, *1968, Literaturwissenschafter und -vermittler. Lehrbeauftragter am Institut für Germanistik der Universität Wien, Referatsleiter für Publikationswesen und Grafik im österreichischen Bundeskanzleramt. Jüngste Publikationen: Kosmöschen Steiger (Hg., 2015); Konrad Bayer. Texte – Bilder – Sounds (hg. mit K. Kastberger, 2015); Selbstbeobachtung. Oswald Wieners Denkpsychologie (hg. mit T. Raab, 2015); Einfache Frage: Was ist gute Literatur (hg. mit Huber, Kim, Neumann, Neundlinger, 2016); Franz Josef Czernin (Hg., 2017).
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