Di, 19:00
LQ
POLIVERSALE 2018. 14. Abend
From Central Asian Diwan-i-Makhfi to Underground Female Sufi Poetry at home and abroad
RAZIA SULTANOVA (Usbekistan – England, University of Cambridge – Speech/Vortrag; Voice/Singstimme, Dutar/Langhalslaute, Doira/Rahmentrommel): Lecture-concert with Sufi-poetry, songs and instrumental tunes • Vortrag in Englisch, Liedtexte Usbekisch – Farsi/Englisch • BERNADETTE SCHIEFER (Wien) Übersetzung ausgewählter Sufi-Dichtung aus mehreren Jahrhunderten • Razia Sultanova: From Shamanism to Sufism: Women, Islam and Culture in Central Asia (I.B.Tauris & Co Ltd, London, 2011)
Im Lauf der Zeiten entwickelte sich in Zentralasien ein spezielles subkulturelles Phänomen: von Frauen geschaffene und überlieferte Literatur und Musik, was in der gesamten muslimischen Welt sehr selten vorkommt. Frauen spielten eine wichtige Rolle: sie waren Trägerinnen der Sufi-Tradition (ab dem 12. Jahrhundert), seit dem 17. Jahrhundert rezitierten sie aber nicht nur, sondern schufen auch eigene Gedichte und Lieder. Als Töchter von Adelsfamilien wurden sie – durchaus nicht nur in Einzelfällen – von ihren Großmüttern mit der zentralasiatischen Dichtung auf Persisch und Türkisch vertraut gemacht. Ihre Lieder kannten nicht nur »private« Themen – Wiegenlieder, Scherz-Lieder, Dialoglieder, Liebeslieder –, sondern gaben auch alte spirituelle Inhalte weiter, allerdings nur für Vertraute und Familienmitglieder.
Das hauptsächlich in Usbekistan liegende Fergana-Tal (Teile gehören auch zu Tadschikistan und Kirgisistan) ist der kulturelle Brennpunkt ganz Zentralasiens und für diese Dichtungstradition von besonderer Bedeutung. Zebunissa (1638–1702), Nodira-begim (1792–1842), Jahonotin Uvaysiy (1780–1845) und Anbar-otin (1870–1915) sind hervorragende Vertreterinnen der weiblichen Sufi-Dichtung.
Razia Sultanova wuchs im Fergana-Tal auf und wurde als Kind mit den Sufi-Gesängen und Ritualen vertraut gemacht. Später sammelte sie Texte und Melodien, nahm die bekanntesten Sängerinnen auf, besonders die Otin-Oys, religiös erzogene Damen, welche im privaten Kreis die Sufi-Traditionen weiterführten.
Razia Sultanova stammt aus Usbekistan und leitet heute das Centre for Central Asian Music am Cambridge Central Asia Forum der University of Cambridge. Sie hat am usbekischen Staatskonservatorium und am Moskauer Staatskonservatorium promoviert und an beiden Universitäten Musikwissenschaft und Musikethnologie gelehrt, ebenso an der University of London (Goldsmiths College und SOAS), schließlich an der Cambridge University. Sie beforscht die Musik Zentralasiens und des Mittleren Ostens, die Beziehung zwischen Islam und Musik und das Verhältnis von Geschlecht und Musik. Sie betreibt intensive Feldforschungen in allen zentralasiatischen Republiken, den Ländern des Kaukasus, in Afghanistan, in der Türkei und publiziert Artikel auf Englisch, Deutsch, Französisch, Chinesisch, Russisch, Usbekisch. Am Pariser IRCAM (Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) hat sie ein spezielles Programm der Tonanalyse entwickelt, um zwischen gesungenen und gesprochenen Elementen in den Ritualgesängen der Frauen unterscheiden zu können.
Razia Sultanova ist Musikberaterin mehrerer internationaler Organisationen, seit 2005 für die UNESCO. Organisation internationaler Konferenzen, Publikationen, u.a.: Sacred Knowledge: Schools or Revelation? Master-Apprentice System of Oral Transmission in the Music of the Turkic Speaking World (Hg., 2009); From Shamanism to Sufism: Women and Islam in Central Asian culture (2011). Razia Sultanovas aktuelle Forschungen gelten der Populärkultur Afghanistans. 2005 gründete sie das Nouruz Ensemble, das auf authentischen Instrumenten klassische Musik, Volksmusik und -tänze, Hochzeitsgesänge, meditative »Munajats« und rituelle Musik der Frauen Zentralasiens spielt.
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