Do, 19:30
AS
POLIVERSALE 2018. 12. Abend – Teil II
Klage, Lob, Liebe, Tod: Übersetzte und dichterisch fortgesetzte Poesie des Mittelalters – Einleitungen und Moderation: Michael Hammerschmid •
OSWALD VON WOLKENSTEIN (Grafschaft Tirol, 1377–1445): GERHARD RUISS (Österreich) liest seine Nachdichtungen der Wolkenstein-Lieder: Band 1: Und wenn ich nun noch länger schwieg’ (2007); Band 2: Herz, dein Verlangen (2008); Band 3: So sie mir pfiff zum Katzenlohn (2010 – alle im Folio Verlag) •
FRANÇOIS VILLON (Frankreich, 1431 – nach 1463): CHRISTOPH W. BAUER (Österreich) liest und kommentiert Gedichte Villons sowie andere und eigene korrespondierende Vagantendichtung
Oswald von Wolkenstein, neben Walther von der Vogelweide der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des Mittelalters, verblüfft durch äußerste Modernität – konsequent erweitern seine Lieder die höfische Dichtung um das subjektive Erleben. Er besingt die Liebe, das Abenteurertum und nimmt seine Zuhörer mit auf diplomatische Missionen quer durch Europa: Von Südtirol bis nach Portugal, Spanien, Ungarn, England, Frankreich, nach Konstanz und über Venedig ins Gelobte Land. In Spott- und Trinkliedern erfasst er das gesellschaftliche Leben seiner Zeit.
Gerhard Ruiss hat den Witz und die unbändige Lebensfreude des weltgewandten Dichters in ein frisches, heutiges Deutsch übertragen, dennoch folgt er dabei den unterschiedlichen Tonlagen Oswalds, von lustvoll und frivol bis sinnlich und zart.
Gerhard Ruiss, *1951 in Ziersdorf (NÖ), lebt in Wien. Autor, Musiker, Geschäftsführer der IG AutorInnen. Publikationen (Auswahl): Zahnfleisch-Grenzgänger. Gedichte (1980); Sänger im Bad. Gedichte (2001); dichter schreiben keine romane. Gedichte (2004); Kanzlergedichte 2000–2005 (2006); Kanzlernachfolgegedichte 2006–2017 (2017).
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»sag an villon komm sprich mit mir« – nicht von ungefähr eröffnet mein jüngster Lyrikband mit diesem Vers, denn schon seit vielen Jahren begleitet das Werk des mittelalterlichen Dichters mein eigenes Schreiben. Früh war ich fasziniert von seiner Formsicherheit, vor allem aber von seiner in Gedichten gezeigten Haltung, von seinem Aufbegehren und wilden Poltern gegen Autoritäten. Aber war er wirklich der Rebell, der ›Poète maudit‹, zu dem ihn spätere Generationen machten? Wenn ja, muss er dann nicht mächtige Fürsprecher gehabt haben, und zwar genau in den Kreisen der so vehement angegriffenen Obrigkeit? Oder hielt er sich gar an die Lex Catulli, jene auch in der Gegenwartsliteratur so gerne vergessene Trennung von Kunst und Leben? In meinem Beitrag werde ich versuchen, mit Villon ins Gespräch zu kommen, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Das Gespräch werden wir in Gedichten führen, in seinen und meinen, aber auch in Kommentaren, die nicht nur Villon, sondern auch die Vagentenlyrik im Allgemeinen betreffen. (Christoph W. Bauer)
Christoph W. Bauer, *1968 in Oberkärnten, Studium der Germanistik und Geschichte in Innsbruck. Dichter, Romanautor, Herausgeber und Verfasser von Hörspielen und Theaterstücken, lebt in Innsbruck. Bücher (u.a.): wege verzweigt. Gedichte (1999). die mobilität des wassers müßte man mieten können. Gedichte (2001); fontanalia.fragmente. Gedichte und Prosa (2003); supersonic. Gedichte (2005); mein lieben mein hassen mein mittendrin du. Eine Liebesgeschichte in 37 Gedichten (2011); stromern. gedichte (2015).
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