Di., 19:00
AS
POLIVERSALE 2018. 2. Abend
Existenzerkundung – Schmerzerfahrung – Sprach/er/findung
CVETKA LIPUŠ (Österreich) WAS WIR SIND, WENN WIR SIND. Gedichte (aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof, Drava Verlag, 2017; Originalausgabe: Kaj smo, ko smo. Beletrina, 2015) – zweisprachige Lesung slowenisch – deutsch • KURT DRAWERT (Deutschland) DER KÖRPER MEINER ZEIT. Gedicht (C.H. Beck Verlag, 2016) – Lesung (mit Projektionen) • RIA ENDRES (Deutschland) NICHTS ÜBERSTÜRZEN. Gedichte (Rimbaud Verlag, 2017) – Lesung • Einleitung und Moderation: Michael Hammerschmid
Man könnte sie als Schmerzensbücher bezeichnen, die drei Gedichtbände von Cvetka Lipuš, Kurt Drawert und Ria Endres, die bei ihrem Forschen nach dem Selbst und den Situationen, in die es gerät und geraten ist, sowohl Gewissheiten wie auch existenzielle Fragen freistellen, die teils einander widerstreiten, teils einander auch bedingen.
Wie Traum, Spuk, Schreck und Hoffnungsgespenster stehen die Gedichte und Bilder von Cvetka Lipuš auf und erkunden die eigene Existenz im Ungewissen und abseits jeglicher Heroik, Fragen stellend und Auskunft gebend, vom Alter, der Sprache und ihren dunklen Seiten und Schönheiten.
Kurt Drawerts in viele kürzere Abschnitte unterteiltes Lang-Gedicht bezieht seine Spannung aus dem Gegensatz von Anwesendem (etwa dem Alltäglichen, Unspektakulären, Banalen…) und Abwesenden (wie der verlorenen Geliebten und der alles verschlingenden Zeit), die es nicht zuletzt hinsichtlich der womöglichen Nichtigkeit alles Seienden, protokollierend, sprach- und selbstreflexiv untersucht.
Es gibt eine Direktheit, eine entwaffnende Deutlichkeit in den Gedichten Ria Endres’, die aus dem Schmerz während ihres Entstehens – nach einem tragischen Sturz mit lebensbedrohlichen Wirbelbrüchen – genauso leichte wie existenzielle Lebensgebilde macht. (Michael Hammerschmid)
Cvetka Lipuš, *1966 in Bad Eisenkappel/Železna Kapla (Kärnten). Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und Slawistik an der Universität Klagenfurt, 1995 Übersiedlung in die USA, Studium der Bibliotheks- und Informationswissenschaften an der Universität Pittsburgh. 1990 bis 2000 neben Maja Haderlap und Fabjan Hafner Mitherausgeberin der Kulturzeitschrift Mladje. Seit 2009 lebt Cvetka Lipuš in Salzburg. Sie veröffentlichte sieben Gedichtbände auf Slowenisch, von denen sechs auch in deutscher Sprache vorliegen. Bücher (Auswahl): Hg. mit Fabjan Hafner: Im Schatten des Mondes. Anthologie zeitgenössischer slowenischer Lyrik in Kärnten (1985); Die Schwellen des Tages. Gedichte (1989); Abgedunkelte Zeit. Gedichte (1995); Geographie der Nähe. Gedichte (2000); Belagerung des Glücks. Gedichte (2010).
Kurt Drawert, *1956 in Henningsdorf (Brandenburg), Lyriker, Essayist, Romancier, Herausgeber. Aufgewachsen nahe Berlin, ab 1967 in Dresden, zunächst verschiedene berufliche Hilfstätigkeiten, 1982–1985 Studium am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig; lebt in Darmstadt, wo er seit 2004 das »Zentrum für junge Literatur« leitet. Gedichtbände: Zweite Inventur (1987); Privateigentum (1989); Fraktur (Prosa, Lyrik, Essay, 1994); Tauben in ortloser Landschaft (1996); Wo es war (1996); Frühjahrskollektion (2002); Idylle, rückwärts. Gedichte aus drei Jahrzehnten (2011).
Ria Endres, *1946 in Buchloe (Bayern), Essayistin, Dramatikerin, Dichterin, Prosa- und Romanautorin sowie Hörspielautorin, studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte in Würzburg und Frankfurt am Main, wo sie seit 1969 lebt. Zwischen 1973 und 1980 nahm sie Lehraufträge an verschiedenen Universitäten wahr, danach freie Schriftstellerin. Bücher (Auswahl): Am Ende angekommen. Dargestellt am wahnhaften Dunkel der Männerporträts des Thomas Bernhard. Dissertation (1980/1994); Der Zwischenmensch. Roman (1991); Abschied vom Gedicht? Zur Lyrik Ingeborg Bachmanns (1996); Reise nach Michigan. Wie ich die Stimme meines toten Vaters fand. Hörspiel (DLF 2011); Doktor Alzheimer bittet zu Tisch. Theaterstück (2014); Froher Wahnsinn. Gedichte (2014); Augen auf Augen zu. Gedichte 2014–2015 (2016); Roulett im Föhn. Roman (2017).
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