Mi, 19:00
AS
Reihe Textvorstellungen – Motto: Drei Frauen
LEONIE HODKEVITCH (Wien) Der Stadlbauer. Roman (Edition Keiper, 2017) • EVA JANCAK (Wien) Literaturgeflüstertextebuch (Eigenverlag, 2013) • IRENE WONDRATSCH (Wien) Selbstportrait mit kleinen Sonnen. Roman (Oktober Verlag) • Redaktion und Moderation: RENATA ZUNIGA
Eva Jancak gibt in ihrem Literaturgeflüstertextebuch Essays und Bemerkungen zum Besten, die ihrem Blog LITERATURGEFLÜSTER, den sie seit Juli 2008 betreibt, entnommen sind. Man lernt die Autorin als eine Frau schätzen, deren Leidenschaft für Literatur, deren stete Anteilnahme am literarischen Leben Österreichs, deren Unermüdlichkeit, was ihr eigenes Schreiben betrifft, und deren Fleiß eigentlich unbeschreiblich sind. Die Berichte dieser Stadtflaneurin sind aber auch stets durchzogen von ihrer Wehmut trotz einer Vielzahl eigener Bücher, von außen nicht genug Anerkennung zu bekommen.
In Leonie Hodkevitchs Roman Der Stadlbauer kommt ein Liebespaar mit der Absicht, das Aufgebot für die Hochzeit zu bestellen, in das Elternhaus des Mannes. Mit eigenwilliger, überaus karger Sprache kreiert die Autorin eine atmosphärisch bizarre Kleinstadt, wo Birnen und deren Most eine Hauptrolle spielen. Das verbal heraufbeschworene friedliche Zusammenleben stellt sich in Wahrheit als gesellschaftliche und persönliche Abgründe heraus. Hinter hohen Hügel regieren Misstrauen und mysteriöse Geheimnisse, bis den Bräutigam eine nicht bewältigte Vergangenheit einholt und alles anders kommt, als geplant.
Irene Wondratsch lässt in Selbstportrait mit kleinen Sonnen kurze Textmosaiksteinchen zu einem Gesamtbild werden. Blitzartig beleuchtet sie Lebensthemen und würzt dabei ihr Dasein mit Phantasie. Bunte Luftballons heben sie aus ihrem Alltag heraus. Verpflichtende Notwendigkeiten werden ersetzt durch Außergewöhnliches und Wunderbares. Ihr ständiges sich Bewegen zwischen Realität und Erfindung nützt sie für sich als Möglichkeit, das Dasein zu bereichern, ohne dass sie die Bodenhaftung dabei verliert. Skurrile und auch poetische Texte sind in diesem Spannungsfeld angesiedelt. (Renata Zuniga)
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