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FRANZ JOSEF CZERNIN • TIM TRZASKALIK
FRANZ JOSEF CZERNIN (Rettenegg/Wien) im Dialog mit TIM TRZASKALIK (Hessen) über SCHLÜSSEL UND SCHLOSS: Franz Josef Czernin liest aus DAS ANDERE SCHLOSS. Reflexionen zur Ästhetik, zum Märchen, zu Fiktionalität und Wissenschaft ebenso wie Aphorismen und Interpretationen Grimm’scher Märchen (Matthes & Seitz, 2018) • Tim Trzaskalik spricht über Czernins neue Bücher • gemeinsames Gespräch
In seinem neuen zweibändigen Buch verwandelt Czernin die Kinder- und Hausmärchen von Jacob und Wilhelm Grimm. Czernin lässt aus Splittern ihrer vermeintlichen Naturpoesie, die nach einem Wort von Wilhelm Grimm »auf dem von Gras und Blumen bewachsenen Boden zerstreut liegen und nur von dem schärfer blickenden Auge entdeckt werden«, eine bisweilen geradezu humoristische Prosa hervorgehen, in der er die Sprachvertrautheit der Grimm’schen Wunderlichkeiten zuspitzt. Eine Einladung an den Leser zum gemeinsamen Spiel mit der Sprache, mit Homonymen, Katachresen, Redensarten und Gemeinplätzen, auf der Suche nach der spezifischen Erfahrung, wie sie der Idee der Poesie zugrunde liegt: was aus Sicht der ersten Person erfahrbar ist, wenn die Märchen auf dich, auf mich oder auf alle, auf keinen deuten. Passt »Der goldene Schlüssel« in »Das andere Schloss«? Im zweiten Band versammelt Czernin Reflexionen und Notizen, die er während der Arbeit am ersten niedergeschrieben hat. In einem mitunter aphoristischen Logbuch geht es um den grundsätzlichen Einsatz, der in der Poesie auf dem Spiel steht: um die praktische Frage nach Gelingen und Scheitern einer »Gewissenserforschung«, in der wir aus Sprachlust, aus Hingabe an die Sprache unentwegt auf- und verschlüsseln, was uns im poesielosen Leben widerfährt: »Die Grimm’sche Form: Da ist etwas jemandem geschehen. Es ist ihm zugestoßen.« (Tim Trzaskalik)
Franz Josef Czernin, *1952 in Wien. Seit 1978 Publikation von Gedichten, Prosa, Theaterstücken, Essays und Aphorismen, lebt in Wien und in Rettenegg (Steiermark). Letzte Veröffentlichungen: Sätze (mit Hans-Jost Frey, 2014); zungenenglisch. visonen, varianten. Gedichte (2014); Beginnt ein Staubkorn sich zu drehen. Ornamente, Metamorphosen und andere Versuche (2015).
Tim Trzaskalik, *1970 in Bonn. Autor, Übersetzer und Lektor. Lebt im bretonischen Finistère und im hessischen Hinterland. Bei Matthes & Seitz Berlin erschien 2011 seine Übersetzung von Philippe Becks Neuschreibung der Grimm’schen Märchen in Versen: Populäre Gesänge (Chants populaires, 2007). Letzte Veröffentlichungen: Arthur Rimbaud: Korrespondenz. Briefe, Texte und Dokumente (zusammengestellt und herausgegeben von J.-J. Lefrère, überarbeitet, ergänzt und übersetzt von Tim Trzaskalik, 2018); Versurren. Gedichte (2018).
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