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ZUFLUCHT IN DEUTSCHLAND
ZUFLUCHT IN DEUTSCHLAND. Texte verfolgter Autoren (Hg. Josef Haslinger und Franziska Sperr, Fischer Taschenbuch, 2017) • JOSEF HASLINGER (Leipzig – Wien) stellt das Buch und die lesenden Gäste vor • MAYNAT KURBANOVA (Tschetschenien – Wien) und ZAZA BURCHULADZE (Georgien – Berlin) lesen ihre Anthologiebeiträge • eine Initiative des Writers-in-Exile-Programm des PEN-Zentrums Deutschland •
anschließend: Das Writers-in-Prison-Komitee des Österreichen PEN und die IG Autorinnen Autoren starten eine gemeinsame Initiative mit folgenden Zielen: Literaturpreis für verfolgte Autorinnen und Autoren – Literaturstipendium für verfolgte Autorinnen und Autoren in Wien – Signalsetzungen der BuchWien zum Thema Freedom of Expression bzw. Writers in Prison • Projektvorstellung: WOLFGANG MARTIN ROTH (WIP-Komitee) und GERHARD RUISS (IG Autorinnen Autoren)
Franziska Sperr und Josef Haslinger im Vorwort zur Anthologie: Das Writers-in-Exile Programm des Deutschen PEN ist ein Stipendienprogramm für verfolgte Schriftsteller, das von der Bundesregierung finanziert wird. Es ist ein Programm der besonderen Art, denn wir PEN-Mitglieder fühlen uns mit unseren Stipendiaten, ganz gleich, woher sie kommen, durch die berufliche Tätigkeit des Schreibens verbunden. Wir versuchen, Kolleginnen und Kollegen, die in ihren Herkunftsländern verfolgt, malträtiert, eingekerkert, gar gefoltert wurden, in Deutschland Zuflucht zu bieten. Wir wollen sie ein Stück des Weges beim Start in ein neues Leben fern der Heimat begleiten.
Die vom Londoner Büro des PEN halbjährlich erstellte Case-List legt Zeugnis ab von der zunehmenden Zahl von Schriftstellern und Journalisten, die im Gefängnis sind, gefoltert werden, gequält, drangsaliert, oft über Jahre und manche auch über Jahrzehnte. Die Mittel, mit denen die Writers-in-Prison-Komitees der PEN-Zentren versuchen, den Verfolgten und ihren Familien zu helfen, mögen lächerlich erscheinen angesichts der Machtmittel, die den Verfolgern zur Verfügung stehen. Wir schreiben höfliche Briefe an Diktatoren, und wir schreiben Protestbriefe, wir geben Außenministern, Kanzlern und Präsidenten Listen mit den Namen der Opfer mit ins Gepäck, wenn sie zu Staatsbesuchen in die jeweiligen Länder aufbrechen, wir organisieren Solidaritätskampagnen.
Diese Anthologie vereinigt Texte von zwanzig Autorinnen und Autoren des vom deutschen PEN-Zentrum betreuten Writers-in-Exile-Programms. Ohne es zur Bedingung zu machen, haben wir die Autoren ausdrücklich dazu ermuntert, über die Umstände zu schreiben, die sie dazu gebracht haben, Zuflucht in Deutschland zu suchen. Und so ist es kein Zufall, dass hinter den hier versammelten Texten Schicksale stehen, die ein bezeichnendes Licht auf die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der Heimatländer dieser Autoren werfen.
Maynat Kurbanova, *1974 in Grosny (Tschetschenien), Journalistikstudium, ab 1991 für russische Medien tätig, Korrespondentin der Moskauer Zeitung Nowaja Gaseta und der Radiostation Swoboda in Tschetschenien. Sie sammelte Dokumente über die tatsächliche Lage in der Region, welche von russischer Seite geschönt und verschleiert wurde. Zusammenarbeit mit Agence France-Presse. Flucht nach wiederholten Drohungen, zwischen 2004 und 2007 Stipendiatin des deutschen PEN, Stipendiatin in Darmstadt. Derzeit lebt sie in Wien und studiert Islamwissenschaft. 2009 RADIO-Journal-Rundfunkpreis, 2011 Sonderpreis Edition Exil – Schreiben zwischen den Kulturen; Veröffentlichung von Essays und Erzählungen in Jahrbüchern und Anthologien.
Zaza Burchuladze, *1973 in Tiflis, Studium der Malerei, dann Journalist (u.a. für Radio Free Europe/Radio Liberty), Übersetzer und Schriftsteller. Romane, Essaysammlungen und Kurzgeschichten. Veröffentlichungen seit 1997, wegen der tabuisierten Themen politischer Konformismus, Gewaltanwendung, Sexualität, Religion und Macht heftig umstritten. Bedrohungen, auf offener Straße niedergeschlagen, keine Verfolgung des Täters. Seit 2013 in Deutschland, seit 2014 Stipendiat des PEN, lebt in Berlin. Romane Der aufblasbare Engel (2011), Adibas (2015), Touristenfrühstück (2017) in deutscher Übersetzung. Adibas erzählt von einer jungen Generation Intellektueller in Tiflis, die sich in Zeiten des Kaukasus-Konflikts mit Russland einem hedonistischen Lebensstil hingibt, während über die Stadt Kampfjets hinwegdonnern.
Josef Haslinger, *1955 in Zwettl (NÖ); Professor am Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig. 2013–2017 Präsident des deutschen PEN-Zentrums. Veröffentlichte u.a. die Romane Opernball (1995), Das Vaterspiel (2000), Jáchymov (2011).
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Die Initiative des Writers-in-Prison-Komitees des Österreichischen PEN, der IG Autorinnen Autoren und der IG Übersetzerinnen Übersetzer will sich an literarische, kulturpolitische und humanitäre Institutionen und Körperschaften in Österreich wenden, um die Einrichtung eines Literaturpreises, eines zusätzlichen Literaturstipendiums für verfolgte Schriftsteller/innen und eine Schwerpunktsetzung auf der BuchWien zu erreichen.
Der WIP-Beauftragte des PEN-Zentrums Österreich, Wolfgang Martin Roth, und der Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren, Gerhard Ruiss, stellen die Initiative vor.
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