Mo, 18:00
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STUNDE DER LITERARISCHEN ERLEUCHTUNG
ALEXANDER NITZBERG (Wien) rezitiert (russisch – deutsch) und kommentiert ANNA ACHMATOWA (1889–1966): Frühe Gedichte – POEM OHNE HELD. Ein Triptychon (1940–1962) / ПОЭМА БЕЗ ГЕРОЯ. ТРИПТИХ – ENUMA ELISCH / Энума элиш (1942; 1962–1966) • Übersetzungen: Alexander Nitzberg
Anna Achmatowa ist eine der bedeutendsten Dichterinnen Rußlands. Als sie in den 1910er Jahren mit ihren gestochen scharfen Gedichten die St. Petersburger Bühne betrat, ahnte noch keiner, daß sie einst in ihrem Werk das Schicksal des 20. Jahrhunderts so meisterlich beleuchten wird. Ihre Muse ist streng und ernst, ihre Verse wie in Marmor gehauen, und doch erfüllt von Leben und Kraft. Selbst Wladimir Majakowski, der sich poetisch und politisch in einem anderen Lager befand, mußte anerkennend feststellen: »Zwar drückt ihr Gedicht erlesene und zerbrechliche Gefühle aus, ist aber selbst keineswegs zerbrechlich. Achmatowas Verse sind monolithisch und halten den Druck jeder Stimme aus, ohne daß es zu einem Riß kommt«.
Im Verlauf ihres tragisch konnotierten Lebens arbeitet Achmatowa mehr und mehr an einer Strategie des Verschweigens, der Verschleierung und der Mystifikation. Was in den frühen Liebesgedichten, diesen schmerzhaften Miniballaden, noch als Geheimes im Hintergrund wirkt, entwickelt sich in ihrem Hauptwerk, dem »Poem ohne Held« (1940–1962) zu einer komplexen Kryptopoetik. In ihrem letzten Meisterstück, dem Drama »Enuma Elisch« (das im vergangenen Jahr im Wiener Odeon Theater uraufgeführt wurde), wird diese Kunst auf die Spitze getrieben und unlösbar an die eigene physische Existenz geknüpft.
Alexander Nitzberg stellt eigene Übertragungen der Achmatowa‘schen Werke vor und rezitiert eine Auswahl aus der frühen Lyrik, dem Poem ohne Held und Enuma Elisch.
Anna Achmatowa (1889–1966), veröffentlichte zwischen 1912 und 1922 die fünf Versbände Der Abend (1912), Der Rosenkranz (1914), Der weiße Schwarm (1917), Wegerich (1921) und Anno Domini (1922), schrieb außerdem die Langgedichte Requiem (1935–40), Nordische Elegien (1921–64) und Poem ohne Held (1940–62). Sie erhielt in der Tauwetter-Periode 1964 den renommierten Ätna-Taormina-Preis in Italien und 1965 die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford.
Alexander Nitzberg, *1969 in Moskau, lebt in Wien als Lyriker, Übersetzer, Librettist und Rezitator. In seiner Übertragung liegen zahlreiche Gedichtbände der russischen Moderne vor, darunter Werke von Anna Achmatowa, Marina Zwetajewa, Wladimir Majakowski, Daniil Charms und Joseph Brodsky. Er übersetzte u. a. Romane von Fjodor Dostojewski, Boris Sawinkow und Michail Bulgakow. Für seine Arbeiten wurde er mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, zuletzt 2014 mit dem Read-Russia-Preis der Russischen Föderation.
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