Mo, 19:00
AS
Reihe Textvorstellungen – Motto: Die Distanzen der Heimat
BARBARA EDER (Wien) VOR UNS DIE HUNDE. Prosa (Manuskript) • GABRIEL FURMUZACHI (Wien) KLICK. Erzählung (edition exil) • HAMED ABBOUD (Wien) DER TOD BACKT EINEN GEBURTSTAGSKUCHEN. Texte (edition pudelundpinscher) • Lesungen, Diskussion • Redaktion und Moderation: MIEZE MEDUSA
Barbara Eder macht in ihren Texten eine Tür auf zu einer fremden, aber uns verwandten Welt. Das Besondere: Ihr Blick auf den Osten ist weder touristisch noch nostalgisch, ihre Protagonistinnen leben und arbeiten in Ländern, die das Denken in kollektiven Strukturen mit dem Kapitalismus paaren. Das Individuum ist umkämpft, dabei ausgelaugt vom Alltag. Atmosphärisch dicht erzählt Eder in Vor uns die Hunde von der Hoffnungslosigkeit in einem Arbeitslager in der Nähe von Budapest. Hier wird der Elektroschrott Europas recycelt, hier versucht die Protagonistin den existentiellen Wunsch nach Freiheit wachzuhalten. Mit dieser Erzählung knüpft Barbara Eder an den konzentrierten Band Die Morsezeichen der Zikaden (2016) mühelos an.
Wir lernen Heimat durch unsere Eltern. Wer seine Heimat verlässt, muss nicht nur sich selbst eine neue Heimat schaffen, sondern auch für die nächste Generation, die Kinder. Gabriel Furmuzachi thematisiert die Verschiedenheit der Bilder, die wir von uns machen. Welche Bilder der Vergangenheit geben wir weiter? Welche Bilder der Zukunft imaginieren wir? Redet man mit dem Arzt, der sich um den kranken Sohn kümmern soll, gutes Englisch oder schlechtes Deutsch? Wie nennt man das Symptom der Krankheit des Kindes auf Bulgarisch? Für die Erzählung Klick wurde Gabriel Furmuzachi mit dem Exil-Literaturpreis 2017 ausgezeichnet.
»Alle haben einen Panzer – außer mir«, schreibt Hamed Abboud in seinem zweiten Buch Der Tod backt einen Geburtstagskuchen (2017) und lädt ein nicht näher beschriebenes Du ein, mit ihm eine Ausflug zu machen. Auch die anderen Texte sind dialogisch. In mündlicher Kunstsprache zieht der Autor Parallelen zwischen Candy Crush und dem Kampfbomber, der die perfekte Abwurfstelle sucht. Der Krieg wird personifiziert, um über und mit ihm sprechen zu können. Hamed Abboud tritt wieder und wieder in Dialog, nur wechselt das Du: mal ist es der Diktator, der Befehle gibt, mal sind es die Menschen in der alten, mal die in der neuen Heimat. Die Texte sind gespeist aus der Hoffnungslosigkeit des Krieges: assoziativ, bildstark und voll drastischer Komik.
(Mieze Medusa)
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