Di., 19:00
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Verlage im Blickpunkt: 30 Jahre WIESER VERLAG
Verlagsvorstellung, Einleitungen und Moderation: Ernst Grandits • Lesungen von und Gespräche mit MILENKO GORANOVIĆ (Berlin) Vom Winseln der Hunde. Roman (2017) • LOJZE WIESER (Klagenfurt, Verleger) Im dreißigsten Jahr. Weitere Anmerkungen eines Grenzverlegers (2017)
Der Wieser Verlag hat sich besonders um den Literaturtransfer aus dem ost- und südosteuropäischen Raum ins Deutsche und auch um Übersetzungen aus dem Deutschen ins Slowenische verdient gemacht. Das Verlagsprogramm ist hauptsächlich von literarischen Veröffentlichungen geprägt, etwa ein Zehntel sind Sachbücher und wissenschaftliche Werke. Dem Verleger Lojze Wieser ist das Bemühen um internationale Verständigung und Versöhnung wichtig, es ist sein Wunsch, durch das Näherbringen von Kultur und Sprache den Menschen dauerhafte Achtung und Würde zu geben.
Zum dreißigjährigen Verlagsjubiläum hat Lojze Wieser sein Buch publiziert, über das er schreibt: Ich habe in diesem Band zu den von mir aufgegriffenen Büchern, Themen und Reihen eine kleine Einleitung geschrieben und will damit einen Beitrag zur bisher nicht erzählten österreichischen und europäischen Verlagsgeschichte liefern. Diese soll der interessierten Leserschaft Einblicke in die Verlagswelt geben: wie ein Verlag arbeitet, was ein Verleger macht, womit er sich herumschlägt, woran er scheitert und zweifelt und doch – immer auf die Literatur gestützt – Unüberwindbares bezwingen will. Es sind – dem Anlass folgend – dreißig Prosawerke geworden. Zu jedem einzelnen Auszug ist eine kleine Anmerkung des Verlegers zum Autor, zur Autorin, zur Übersetzung vorangestellt, oder einfach nur ein kleiner Hinweis, auf Zeit und Ort, wann oder wo er mit dem Buch eine Freundschaft eingegangen ist.
Der Roman von Milenko Goranović basiert auf wahren Kriegsbegebenheiten. Einige davon hat der Autor im belagerten Sarajevo selbst erlebt und festgehalten. Eine kleine Mundharmonika, »Zigeunerbaron«, alt, rostig, die von 1914 bis 2014 quer durch Europa wandert, und zwei Menschen – Kurt und Seka –, die jahrelang auf der Suche nach diesem Musikinstrument sind, bilden den Angelpunkt der Handlung. Kurt hat in der Hinterlassenschaft seiner Mutter, einer 1944 aus dem Banat vertriebenen Deutschen, ein Foto gefunden, das ihn vermuten lässt, dass sein richtiger Vater womöglich ein jugoslawischer Partisan sein könnte. Obwohl er von diesem Partisanen nichts weiß – außer dass er mal eine Mundharmonika besaß –, hofft er trotzdem eine Spur von ihm irgendwo finden zu können. In Sarajevo lernt er Seka kennen und die gemeinsame Suche beginnt. Sarajevo, Belgrad, Zagreb, Wien, Szeged, Kikinda, Hof … Es scheint sogar möglich zu sein, dass sie den Partisanen tatsächlich finden, doch es ist 1992 und Bosnien ist gerade dabei, im Chaos des Bürgerkrieges zu versinken.
Lojze Wieser, *1954, lebt als Verleger in Klagenfurt/Celovec. Die Reihe Europa erlesen und die Enzyklopädie des europäischen Ostens erreichten Kultstatus. Zuletzt erschienen: Pita, Burek oder Börek (mit Barbara Maier, 2012); »… und darin fliegt eine Schwalbe«. Meine Lieblingsgedichte (Wieser Taschenbuch 15, 2014)
Milenko Goranović, *1955, hat Weltliteratur, Theaterwissenschaft und Schauspielkunst studiert. Während des bosnischen Bürgerkrieges war er künstlerischer Leiter des Kammertheaters 55 in Sarajevo. Seit 1994 lebt er in Deutschland und arbeitet als Autor, Übersetzer, Dramaturg und Schauspieler.
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