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Reihe GEISTESERFRISCHUNG. Inspirationen aus Lebenswelt und Zeitentiefe …
5/2017 – Fokus auf: CLAUDE LÉVI-STRAUSS (1908–2009) TRAURIGE TROPEN • PETER ROSEI (Wien) liest und kommentiert • Claude Lévi-Strauss: Traurige Tropen (deutsch von Eva Moldenhauer, Suhrkamp Verlag, 1978; Tristes Tropiques, 1955)
»Traurige Tropen« von Claude Lévi-Strauss, erschienen 1955, ist ein Klassiker der ethnographischen Literatur, der darin enthaltene Bericht über die Nambikwara-Indianer des Mato Grosso besonders aufschlussreich, enthält er doch nicht nur eine Beschreibung des Lebens der sog. Wilden, sondern auch, ausdeutend, der Lage, in die sie sich durch das Vordringen der Europäer gebracht sahen. Lévi-Strauss stellt sich mit seiner Bestandsaufnahme ganz unpathetisch auf die Seite der Indianer: Seine Beschreibung der Verhältnisse ist auch schon die Kritik an unserer westlichen Zivilisation. – Zwar hat sich der Stamm der Nambikwara nach dem absoluten Tief in den 30er Jahren heute einigermaßen erholt, Meldungen von brutalen Übergriffen und Pogromen erreichen uns allerdings immer wieder und lassen die Schilderungen von Lévi-Strauss nun fast schon märchenhaft erscheinen. Was sagt uns das? (Peter Rosei)
Claude Lévi-Strauss, *1908 in Brüssel, †2009 in Paris. Er entwickelte aus den sozio-ethnologischen Ansätzen von Émile Durkheim und Marcel Mauss die »strukturale Anthropologie« (eine programmatische Aufsatzsammlung erschien 1958). Lévi-Strauss verglich die Beziehung zwischen Linguistik und Sprache mit dem Verhältnis zwischen Ethnologie und Kultur und postulierte die Übertragbarkeit von linguistischen Konstrukten auf die Ethnologie. Die Kultur verhalte sich wie die Sprache: Nur ein Außenstehender könne die ihr zugrunde liegenden Regeln und Strukturen erkennen und interpretieren. Mehrere Forschungsreisen in Südamerika; 1941–1944 Exil in den USA, nach dem Krieg Kulturdiplomat, Vizedirektor des Musée de l’Homme, zuletzt bis 1974 Direktor der École pratique des hautes études. Einige seiner markantesten Publikationen sind: Structures élémentaires de la parenté (1949; dt. Eva Moldenhauer, Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft, 1981); Race et histoire (1952; dt. Traugott König, Rasse und Geschichte. In: Strukturale Anthropologie II, 1975); Tristes Tropiques (1955; dt. Eva Moldenhauer, Traurige Tropen, 1978); Anthropologie structurale (1958; dt. Hans Naumann, Strukturale Anthropologie I, 1967); Le Totémisme aujourd’hui (1962; dt. Hans Naumann, Das Ende des Totemismus, 1965); La pensée sauvage (1962; dt. Hans Naumann, Das wilde Denken, 1968); Mythologiques I: Le cru et le cuit (1964; dt. Eva Moldenhauer, Das Rohe und das Gekochte, 1971); Mythologiques II: Du miel au cendres (1966; dt. Eva Moldenhauer, Vom Honig zur Asche, 1972); Mythologiques III: L’Origine des manières de tables (1968; dt. Eva Moldenhauer, Vom Ursprung der Tischsitten, 1973); Mythologiques IV. L’homme nu (1971; dt. Eva Moldenhauer, Der nackte Mensch, 1975); Anthropologie structurale deux (1973; dt. Eva Moldenhauer/Hans Henning Ritter/Traugott König, Strukturale Anthropologie II, 1975).
Peter Rosei, *1946, seit 1972 freier Schriftsteller; Romane, Hörspiele, Essays, Gedichte, Theaterstücke; zuletzt erschienen: Die Wiener Dateien. Romanzyklus (2005–2014; 2016); Brown vs. Calder. Gedanken zur Dichtkunst (2015); Was tun? Essays zu Politik und Ökonomie (2016).
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