Do., 19:00
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TEXT. LUPE
YOKO TAWADA (Berlin) liest aus SPIELZEUG UND SPRACHMAGIE. Eine ethnologische Poetologie (konkursbuch Verlag, 2000) • LYDIA MISCHKULNIG denkt mit Yoko Tawada über die Grundlagen ihrer Sprach-Forschungen nach • TEXT. LUPE: 86. Autorinnenprojekt der Alten Schmiede • Konzept und Moderation: LYDIA MISCHKULNIG
In ihrer neuen Veranstaltungsreihe TEXT. LUPE (nach der begeisternden Serie Werk Leben, 2012–2015) hält die Schriftstellerin Lydia Mischkulnig Nachschau, um gemeinsam mit ihren Autorengästen den »Essenzen« eines von deren Büchern näher zu kommen und damit innezuhalten. Aus dem betreffenden Werk wird zuvor auch gelesen.
Die Reihe richtet sich gegen den gnadenlosen Wettbewerb um Aufmerksamkeit im herrschenden Literaturbetrieb. Ausschlaggebend sind Lektüre-Impulse für die literarische Erweckung und die Neugier auf Welt, die sich in der Literatur einstellen können. Die Lupe vergrößert das Bild, die Zeitlupe ist eine Technik der Verlangsamung von Darstellung von Bewegung – die Textlupe ist ein Instrument zur Findung von Wahrhaftigkeit. Sie ist nicht austauschbar, sie ist spürbar und sie hilft herauszuschälen, worum die ausgewählten Texte kreisen – so lautet die Behauptung. In diesem Rahmen der Reihe sollen – und auf Wunsch auch mit dem Publikum – Möglichkeiten eines genauen Werkverständnisses erschlossen und entwickelt werden.
Das Gespräch wird sich auf Yoko Tawadas Promotionsarbeit an der Universität Zürich, »Spielzeug und Sprachmagie«, konzentrieren. Das Spielzeug in der Literatur und seine Belebung durch die Magie der Sprache und die Sprache der Magie. Dazu gehören natürlich die Zugänge betrachtet und spielerischen Elemente, die unsere Sprache magisch aufladen. Die Sprache der vergessenen Dinge, wie Benjamin zu Odradek meinte. Wir werden über literarische Puppen sprechen und Kreisel, die sphärische Sehnsucht in den Motiven aufsuchen und ausgehend von Yoko Tawadas ethnologischer Poetologie vielleicht freilegen können, wie die Dinge, das Spielzeug, das Zeug, aus ihrem Schlaf erwachen und zu sprechen beginnen. (Lydia Mischkulnig)
Yoko Tawada, *1960 in Tokio, studierte in Tokio, Hamburg (ab 1982) und Zürich Literaturwissenschaft. Erste literarische Veröffentlichung 1986 (in: Japan-Lesebuch). Sie schreibt in deutscher und japanischer Sprache Essays, Prosa, Theaterstücke, Hörspiele und Lyrik; seit 2006 lebt sie in Berlin. Erste Buchveröffentlichung in Deutschland 1987 (Nur da wo du bist da ist nichts), in Japan 1992 (Sanninkankai). In deutscher Sprache erschien: Das Bad. Ein Kurzroman (1989); Wo Europa anfängt. Gedichte und Prosa (1991); Ein Gast. Eine Erzählung (1993); Die Kranichmaske, die bei Nacht strahlt. Ein Theaterstück (1993); Tintenfisch auf Reisen. 3 Erzählungen (1994); Talisman. Literarische Essays (1996/2015); Aber die Mandarinen müssen heute abend noch geraubt werden. Traumtexte (1997); Verwandlungen. Tübinger Poetikvorlesungen (1998); Orpheus oder Izanagi. Hörspiel / Till. Theaterstück (1998); Opium für Ovid. Ein Kopfkissenbuch von 22 Frauen (2000); Überseezungen. Literarische Essays (2002); Das nackte Auge. Roman (2004); Was ändert der Regen an unserem Leben? Oder ein Libretto (2005); Sprachpolizei und Spielpolyglotte. Literarische Essays (2007); Schwager in Bordeaux. Roman (2008); Abenteuer der deutschen Grammatik. Lyrik und Prosa (2010); Fremde Wasser. Hamburger Poetikvorlesungen (2012); Mein kleiner Zeh war ein Wort. 12 Theaterstücke (2013); Etüden im Schnee. Roman (2014); Das Bad. Kurzroman (zweisprachige Neuausgabe, 2014/2015); akzentfrei. Literarische Essays (2016); Ein Balkonplatz für flüchtige Abende (2016). Auszeichnungen (u.a.): Akutagawa-Preis (der angesehenste japanische Literaturpreis) 1993, Adelbert-von-Chamisso-Preis 1996, Junichiro-Tanizaki-Literaturpreis 2003, Goethe-Medaille 2005, Yomiuri-Literaturpreis 2013, Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung 2013, Kleist-Preis 2016.
Lydia Mischkulnig, *1963 in Klagenfurt, literarisch tätig seit 1991, lebt in Wien. Zuletzt erschienen: Macht euch keine Sorgen. Neun Heimsuchungen (2009); Schwestern der Angst. Roman (2010); Vom Gebrauch der Wünsche. Roman (2014); Die Paradiesmaschine. Erzählungen (2016).
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