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Lesung JOHN MATEER
JOHN MATEER (Perth, Australien) UNGLÄUBIGE. Gedichte und der Essay »Interview mit einem Gespenst« (übersetzt von Daniel Terkl; Sonderzahl Verlag, Herbst 2017) • zweisprachige Lesung und Gespräch (Englisch/Deutsch) • Einleitung und Moderation: Daniel Terkl
»Kafir« ist ein arabisch-islamischer Begriff, der Personen bezeichnet, die »die Wahrheit verbergen«, aus islamischer Perspektive Ungläubige. Es ist die Wurzel des südafrikanischen Apartheid-Schimpfworts »Kaffer«, das aber zuerst von Arabern für Afrikaner, Xhosa und Bantu, verwendet wurde. »Wie kam ein Wort, das von Arabern für Afrikaner oder sollte ich eher sagen, von Muslimen für Afrikaner verwendet wurde, in die Sprache der weißen Männer?«, fragt sich John Mateer, und diese Frage stellt eine prototypische Kristallisation seiner Poetik dar. John Mateer spürt dichtend den Migrationsprozessen in den Sprachen und den mit ihnen verbundenen Wanderungs- und Verschleppungsvorgängen der Menschen mit einem Blick aufs große Ganze nach. Ungläubige sind auch – Perspektivenwechsel – aus Sicht des Westens die (islamischen) Mauren, die mit der Reconquista aus Spanien und Portugal vertrieben wurden, und man könnte sich, wie John Mateer es tut, fragen, in welcher Art die folgende Kolonialisierung beinahe der gesamten Welt, von Spanien und Portugal ausgehend, eine Fortsetzung dieses Krieges war und wie die heutigen weltpolitischen Verwerfungen damit zusammenhängen. Literarisch mündet alles in dem nun vorliegenden, vollständig übersetzten Buch auch in eine umfangreiche Reise- und Biographie-Erzählung: Wenn ich in meinem Traum auftauche / bin ich gar nicht wie John Mateer. // Ich bin ein alter chinesischer Mann, mit Stäbchen stöbere ich / durch Staub, Knochen und aschige Dinge // für einen Brocken Gold, einen Glanz, / der ihn zum Singen bringen wird.
John Mateer, *1971 in Roodeport/Johannesburg, Südafrika, wuchs dort und in Kanada auf. 1989 mit der Familie Übersiedelung nach Australien, Melbourne und später Perth, wo er heute als Kunstkritiker, Ausstellungskurator und Dichter lebt. Rege Reisetätigkeit. Regelmäßige Beiträge für Art Monthly Australia, Beiträge für internationale Literaturzeitschriften wie die Cerise Press. A Journal of Literature, Arts & Culture oder Jacket2. 2001 wurde er mit dem Victorian Premier’s Prize for Poetry bedacht. Gedichtbände: Burning Swans (1994); The Civic Poems (1996); Anachronism (1997); (Echo) (1998); Spitting Out Seeds (1999); Mister! Mister! Mister! (1999); Barefoot Speech (2000); Loanwords (2002); Makwerekwere (2002); The Ancient Capital of Images/Imaji no Koto (2003 und 2006); The Brewery Site: Six Poems (2004); Words in the Mouth of a Holy Ghost (2006); Southern Barbarians (2007); Elsewhere (2007); Ex-White/Einmal weiß (dt. von Ludwig Roman Fleischer, 2009); The Language (mit Layli Raksha, 2009); The Republic of the East (2009), Travels (2009); The West: Australien Poems 1989–2009 (2010); The Azanians (2010); This Dark Book/Este Livro Escuro (Übers.: Înes Dias, 2012); Der Narbenbaum (dt. von Andreas Schachermayr, 2015). Prosa: Semar’s Cave: an Indonesian Journal (2004); The Quiet Slave. A history in eight episodes (2015).
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