Mo, 18:00
AS
Eröffnung der 43. LITERARISCHEN SAISON: Stunde der literarischen Erleuchtung – GEDÄCHTNISMOMENTE DER LITERATUR
ALBERT DRACH (1902–1995): UNTERSUCHUNG AN MÄDELN. Kriminalprotokoll (1971, Claassen Verlag; Band 1 der Werkausgabe, 2002, Hg. Ingrid Cella) • ALFRED J. NOLL (Wien) liest und kommentiert • ALEXANDRA MILLNER: Hinweise zur Entstehung des Buches und zur Werkausgabe in zehn Bänden im Zsolnay Verlag (hg. von Ingrid Cella, Bernhard Fetz, Alexandra Millner, Wendelin Schmidt-Dengler †, Eva Schobel)
Eröffnung der 43. literarischen Saison der Alten Schmiede: Seit 2002 erscheint im Zsolnay Verlag eine auf 10 Bände angelegte neue Ausgabe der Werke Albert Drachs. Bisher erschienen: Untersuchung an Mädeln. Kriminalprotokoll (Band 1, 2002); »Z.Z.« das ist die Zwischenzeit (Band 2, 2003); Unsentimentale Reise. Ein Bericht (Band 3, 2005); Das Beileid. Nach Teilen eines Tagebuchs (Band 4, 2006); Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum (Band 5, 2008); Gedichte (Band 10, 2009); Das Goggelbuch (Band 7/1, 2011); Amtshandlung gegen einen Unsterblichen. Die kleinen Protokolle (Band 7/II, 2013); Die Erzählungen (Band 7/III, 2014).
Mit kaltblütiger Akribie hat Drach in einem lustvoll durchtriebenen Kriminalprotokoll das reichhaltige Instrumentarium der Männerherrschaft über die Frauen offen gelegt. Am Schluss dieses Verfahrens jedoch sagt die Heldin trotz allem noch: »Ich – und setzte sich wieder.«
Der Schriftsteller und Jurist Drach arbeitete von 1964 bis 1971 an dem Text: Die Autostopperinnen Stella Blumentrost und Esmeralda Nepalek stehen unter Anklage. Sie sollen den Stechviehhändler Joseph Thugut ermordet haben, der sie zuvor in seinem Wagen mitgenommen und vergewaltigt hatte. In dem für Drach charakteristischen Protokollstil wird das Verfahren gegen die beiden jungen Frauen nachgezeichnet, in dem sich immer mehr Verdachtsmomente gegen sie ergeben. Allerdings fehlt Thuguts Leiche. In den Aufzeichnungen des Gerichtsprotokollanten wird der eigentliche Sachverhalt immer uneindeutiger. (Alexandra Millner)
Albert Drach, *1902 in Wien; Sohn eines sephardischen Mathematikers und Philosophen und einer aschkenasischen Mutter, studierte Rechtswissenschaften in Wien. Eröffnung einer Anwaltskanzlei in Mödling 1935. Das NS-Regime und den Krieg überlebt er in Frankreich; Rückkehr nach Mödling, †1995. Erste literarische Veröffentlichungen in seiner Schulzeit; er schrieb Prosa, Lyrik und Dramen. 1988 Georg Büchner-Preis.
Alfred J. Noll, *1960 in Salzburg, Rechtsanwalt, Universitätsprofessor in Wien – Schwerpunkte: Urheber- und Medienrecht, Restitutionen. Gründer und Mitherausgeber des Journal für Rechtspolitik, Mitglied der Österreichischen Juristenkommission. Jüngste Buchveröffentlichungen (u.a.): Kein Anwalt für Antigone! Recht wider Recht in der »Antigone« des Sophokles (2008); Kannitz. Eine Parabel (2014); John Locke und das Eigentum (2016).
Alexandra Millner, *1968, Literaturwissenschaftlerin (FWF-Projekt Albert Drach Werke. Studienausgabe III an der Universität Wien) und -kritikerin, Universitätslektorin am Institut für Germanistik der Universität Wien, Dramaturgin; Präsidentin der Internationalen Albert Drach-Gesellschaft: www.albert-drach.at. Publikationen u.a.: von alpha bis zirkular. Literarische Runden und Interessenvereinigungen in Wien 1900–2000 (2008); Porträt Hans Eichhorn (Hg.; Die Rampe, 2011).
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