Do, 19:30
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»Das vorläufig Bleibende« von Elfriede Gerstl
Band 5 der Elfriede-Gerstl-Werkausgabe (Literaturverlag Droschl – in Zusammenarbeit mit dem Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, 2014–2017) • Buchpräsentation durch das Herausgeberteam CHRISTA GÜRTLER (Salzburg) und MARTIN WEDL (Wien) • anschließend Podiumsgespräch: Das vorläufig Bleibende von Elfriede Gerstl mit CHRISTA GÜRTLER • DORON RABINOVICI • FRANZ SCHUH • MARTIN WEDL • HERBERT J. WIMMER • Gesprächsleitung: KONSTANZE FLIEDL
Der 85. Geburtstag von Elfriede Gerstl, einer der wichtigsten Schriftstellerinnen der österreichischen Literatur nach 1945, und die Herausgabe des fünften und letzten Bandes der Werkausgabe sind Anlass, sich aus verschiedenen Perspektiven mit ihrem singulären Werk zu beschäftigen. Erstmals kann man im fünften Band einen Blick in ihre Schreibwerkstatt werfen – ihr Nachlass enthält eine große Zahl an unveröffentlichten Blättern und Notizbüchern. Behutsam wurde aus jenen Texten, die nicht bloß Fragment geblieben sind, eine Auswahl aus Lyrik, Prosa, Träumen und »Denkkrümeln« getroffen.
Die Vorträge der Tagung des Vereins Neugermanistik (8.6., 11-17 Uhr, Alte Schmiede) beschäftigen sich mit bisher wissenschaftlich noch wenig erforschten Fragestellungen wie dem »Wienerischen« bei Gerstl, der Übersetzbarkeit ihrer Texte, der medialen Repräsentation von Person und Werk, ihrem erstmals veröffentlichten Frühwerk. Nach der Präsentation des fünften Bandes soll in einem Podiumsgespräch diskutiert werden, ob und wenn ja in welcher Weise »Das vorläufig Bleibende« neue Lesarten und Positionierungen Elfriede Gerstls ermöglicht.
Konstanze Fliedl, *1955 in Linz, Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Universität Wien, Herausgeberin der historisch-kritischen Ausgabe des Frühwerks von Arthur Schnitzler.
Christa Gürtler, *1956 in Linz, Literaturwissenschafterin, Literaturkritikerin und Literaturvermittlerin in Salzburg, gemeinsam mit Martin Wedl Herausgeberin der Elfriede-Gerstl-Werkausgabe.
Doron Rabinovici, *1961, lebt seit 1964 in Wien, Autor, Historiker, schreibt Kurzprosa, Essays und Romane, zuletzt erschien Herzl relo@ded – Kein Märchen (mit Natan Sznaider, 2016).
Franz Schuh, *1947, lebt in Wien als Schriftsteller und Kolumnist, Weggenosse von Elfriede Gerstls literarischen Arbeiten, zuletzt erschien Fortuna. Aus dem Magazin des Glücks (2017).
Martin Wedl, *1970 in Wien, Mitarbeiter am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, gemeinsam mit Christa Gürtler Herausgeber der Elfriede-Gerstl-Werkausgabe.
Herbert J. Wimmer, *1951 in Melk, lebt als freier Schriftsteller in Wien, literatur- und filmkritische Schriften, bildnerische Arbeiten, langjähriger Lebensgefährte von Elfriede Gerstl, zuletzt erschien Sprachvorspiele. 55 Liebesgedichte (2016).
Elfriede Gerstl, *1932, †2009 in Wien; überlebte als jüdisches Kind die NS-Zeit in mehreren Verstecken. Einige Semester Medizin- und Psychologiestudium, pendelte in den 60er Jahren zwischen Berlin und Wien, lebte ab 1968 wieder ständig in Wien. 1999 Erich-Fried-Preis, 2004 Georg Trakl-Preis, 2007 Heimrad-Bäcker-Preis. Fünfbändige Werkausgabe im Droschl Verlag: 1: Mittellange Minis. Werke 1962–1977 (2012); 2: Behüte behütet. Werke 1982–1993 (2013); 3: Haus und Haut. Werke 1995–2009 (2014); 4: Tandlerfundstücke (2015); 5: Das vorläufig Bleibende (2017).
Elfriede Gerstl hasst alles Prätentiöse und Pathetische wie die Pest. (…) Eine Meisterin des Minimalismus, die den Diminutiv zur künstlerischen Methode gemacht hat. (Daniela Strigl im Falter)
Heimito von Doderer errichtete Elfriede Gerstl ein Denkmal in seinem Roman Die Merowinger, und zwar mit der Figur einer jungen Dame, namens Elisabeth Friederike Krestel, die ursprünglich sogar Medizin und Psychologie studiert hatte: Schließlich erfuhr er, daß sie selbst schreibe, und sein Entzücken kannte keine Grenzen, als er ihre kleinen, ja, miniaturen Erzählungen las, die mit meisterlichem Geschick und einer an’s Höllische grenzenden Bosheit einzelne Fäden aus dem Geweb des Lebens zupften, die Fräulein Krestel dann zu teuflischen Knödelchen zu rollen verstand, solchen, wie man sie im Magen tollwütiger Hunde findet. Später hatte sie dann ganz dem Schriftstellerberufe sich zugewandt und es darin zu Ansehen gebracht. (Heimito von Doderer, Die Merowinger, 1962)
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