Mo., 18:30
Schwedenhaus Wien, IX., Liechtensteinstr. 51
NorDict! Dichtung aus Dänemark, Island, Norwegen und Schweden
KJELL ESPMARK (Schweden) zweisprachige Lesung aus vintergata. Epifanier/milchstraße. Epiphanien (deutsch von Klaus-Jürgen Liedtke; Kleinheinrich Verlag, 2011) • Einleitung, Lesung seiner Übersetzungen und Gespräch mit dem Autor: KLAUS-JÜRGEN LIEDTKE (Berlin)
* Anmeldung erbeten unter ambassaden.wien-event@gov.se oder 01/217 53 2240 (Frau Springhorn)
anschließend: STUNDE DER LITERARISCHEN ERLEUCHTUNG – eine schwedische Ikone der europäischen Dichtungsmoderne:
GUNNAR EKELÖF (Schweden; 1907–1968) • KJELL ESPMARK (Stockholm) Gedanken zu Gunnar Ekelöf • KLAUS-JÜRGEN LIEDTKE (Berlin) Übersetzungen und Moderation • HANS RAIMUND (Österreich) zweisprachige Lesung unter Mitwirkung von Hanna Sjöberg (Berlin) und Kommentar zu ausgewählten Gedichten Ekelöfs • zweisprachige Werkausgabe, übersetzt von Klaus-Jürgen Liedtke (Kleinheinrich Verlag, 1991–2004) • Buchausstellung: der Verleger JOSEF KLEINHEINRICH (Münster) zeigt sein skandinavisches Verlagsprogramm
8.+9.5. NorDict! Basis dieses kleinen Dichtungsfestivals mit vier lebenden und zwei bereits »klassisch« gewordenen Dichterinnen und Dichtern aus Skandinavien bilden die mustergültigen zweisprachigen Buchausgaben im Verlag des Josef Kleinheinrich aus Münster, die im Schwedenhaus Wien und in der Alten Schmiede ausgestellt sein werden. So bietet sich die in Wien seltene Gelegenheit, exzellente Dichtungen von europäischem Rang aus dem Norden des Kontinents in konzentrierter Weise kennen zu lernen.
Kjell Espmark, *1930 in Strömsund (Jämtlands län), Lyriker, Romanautor, Essayist, Literaturwissenschaftler und emeritierter Professor für Literaturgeschichte der Universität Stockholm. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt u.a. den Tomas Tranströmer-Preis (2010). Episch-objektivierend ist der Grundton von Kjell Espmarks Lyrik (programmatisch betitelt der zweite Gedichtband: Världen genom kameraögat/»Die Welt im Kameraauge«, 1958). Das lyrische Ich spricht durch wechselnde Masken, betrachtet kritisch die als lähmend empfundene schwedische Gesellschaft (Sent i Sverige/»Spät in Schweden«, Trilogie, 1968–1975) und öffnet sich einer kulturhistorischen Perspektive auf das Machtstreben als Menschheitskonstante (Trilogie: Försök till liv/»Versuche zu leben«, 1979; Tecken till Europa/»Zeichen für Europa«, 1982; Den hemliga måltiden/»Die heimliche Mahlzeit«, 1984). In der späteren Lyrik nimmt Espmark die Welt wiederholt aus Sicht der Toten in den Blick und setzt der menschlichen Neigung zum Vergessen deren leise, aber beharrliche Stimmen entgegen. Ebenso in vintergata. Epifanier/milchstraße. Epiphanien (2007), in dem die Totenrede epigrammatisch konzentriert und Sprache nur noch für das Außergewöhnliche vorhanden ist. Espmark veröffentlichte zehn Romane und dreizehn Gedichtbände, zuletzt die Sammelbände Den inre rymden/»Der innere Kosmos« (2014); Dikter om kärlek, ett urval/»Gedichte über Liebe, eine Auswahl« (2016) sowie Skapelsen/»Die Schöpfung« (2017). Als Mitglied der Schwedischen Akademie hat er eine Stimme bei der Nobelpreisvergabe.
Klaus-Jürgen Liedtke, *1950 in Enge (Schleswig-Holstein); Studium der Skandinavistik, Germanistik, Amerikanistik in Kiel, Uppsala, Berlin und Turku. Übersetzer aus dem Schwedischen (und Dänischen) und freier Schriftsteller in Berlin. Organisation von Poesiefestivals und Übersetzerworkshops; Herausgeber der vielsprachigen virtuellen Ostseebibliothek (Baltic Sea Library); Dokumentarfilm … bald schlimmer als die Flucht. Ein Leben zwischen Grenzen. Dokumentarfilm (2002); mehrfache Auszeichnungen, u.a. Übersetzerpreis der Schwedischen Akademie (2004), Paul-Celan-Preis (2005), Gerard-Bonnier-Preis (2014), Mikael-Lybeck-Preis (2016).
Gunnar Ekelöf, *1907 in Stockholm; Kindheit und Jugend überschattet von der Geisteskrankheit des Vaters. Orientalistikstudien in England und Uppsala, Musikstudien in Paris. Er lernte Arabisch, Persisch, Sanskrit, Beschäftigung mit den Schriften des Buddhismus und Lao-Tse. Seit den dreißiger Jahren lebte Ekelöf als Schriftsteller und Literaturkritiker in Stockholm. Er starb 1968 in Sigtuna. Die zweisprachige Werkausgabe bei Kleinheinrich mit den Übersetzungen von Klaus-Jürgen Liedtke umfasst Dīwān över Fursten av Emgión/Diwan über den Fürsten von Emgión (1965/1991); Sagan om Fatumeh/Das Buch Fatumeh (1966/1992); Vägvisare till underjorden/Führer in die Unterwelt (1967/1995); Strountes/Unfoug. Dikter/Gedichte 1955–62 (2001); Färjesång/Fährgesang. Dikter/Gedichte 1932–51 (2003); En trasig liten ask av trä/Ein zerbrochenes Kästchen aus Holz. Dikter/Gedichte 1933–68 (2004), und Essays, Skizzen, Briefe: Der ketzerische Orpheus (1999).
Gunnar Ekelöf ist eine Zentralfigur der schwedischen Dichtung des 20. Jahrhunderts, in die er Errungenschaften der europäischen Moderne einführte. Im Aufbau seiner Gedichte, für die Verknüpfung und Wiederaufnahme von Motiven greift er auf Formen und Elemente europäischer und indischer Musik zurück, ebenso nimmt er auf symbolistische und surrealistische wie auch auf romantische und orientalische Dichtungen Bezug. Hans Raimund schreibt: … die durch einen Zufall begonnene, dann doch durch lange Jahre durchgehaltene Beschäftigung mit dem Werk und der Person Ekelöfs ist schon bald zu einer beinah esoterischen Identitätserfahrung geworden, zu einem »déjà-vu«, was Fakten eines Lebens und das Machen von Texten betrifft …
Hans Raimund, *1945 in Petzelsdorf/Niederösterreich. Lyriker, Übersetzer aus dem Italienischen, Französischen, Englischen. Studium der Musik, Anglistik und Germanistik, danach im Lehrdienst, u.a. in Duino bei Triest. Zahlreiche Preise, u.a. Georg-Trakl-Preis (1994), W.H. Auden-Übersetzerpreis (1992), Anton-Wildgans-Preis (2004), Premio Letterario »Val Di Comino« (2010). Zuletzt erschienen: Immer noch Gedichte? Ein Pasticcio (2011); Choral Variationen. Gedichte (2011); Auf einem Teppich aus Luft. On a carpet made of air. Gedichte (zweisprachig; 2014).
Hanna Sjöberg, geb. in Stockholm, verbrachte ihre Sommer auf Gotland, lebt seit 1993 in Berlin und arbeitet als bildende Künstlerin, zzt. am überregionalen Projekt At the Waterʼs Edge / An der Wasserkante. Ostsee-Erinnerungen aus dem Kalten Krieg.
NorDict! In Zusammenarbeit mit der Schwedischen Botschaft in Wien, der Abteilung Skandinavistik im Institut für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft/Universität Wien und mit dem Kleinheinrich Verlag, Münster – mit freundlicher Unterstützung der Dänischen Botschaft und der Isländischen Botschaft in Wien
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