Do, 19:00
AS
Lyrikfestival DICHTERLOH 2017 – Tag 3
FRANZ DODEL (Boll-Sinneringen, Bern)* NICHT BEI TROST. Sequenzen (Edition Korrespondenzen, 2016) • ANTONIE SCHNEIDER (Weiler i. Allgäu) HILLEL: LIED DER GÄRTEN (Kleinheinrich Verlag, MMXVI) – Lesung; mit SCRIPTUREN von ANGELIKA KAUFMANN (Wien) – Ausstellung • Konzept und Moderationen: MICHAEL HAMMERSCHMID • 88. Autorenprojekt der Alten Schmiede • * mit freundlicher Unterstützung durch die Schweizer Kulturstiftung PRO HELVETIA
24.–28.4. Dichterloh. Poetische Entzündungen – 2. Ausgabe. Der dichte Dialog der Worte und Elemente des Gedichts – ihr Hinaussprechen, ihr In-Beziehung- und Über-Grenzen-Setzen, ihre paradoxen Zündungen, ihre Osmosen und Verschmelzungen, ihr Austausch im Wort- und über das Wortgefüge hinaus zeugen auch dieses Jahr vom vielgestaltigen Eigensinn und der ungebändigten Energie dieser uralten und zugleich so unverbraucht innovativen und aktuellen Form der Literatur.
An vier Abenden werden beim zum zweiten Mal stattfindenden Internationalen Dichterloh-Festival, das alternierend zum einmonatigen Internationalen Lyrikfestival »Poliversale« (zuletzt 2014 und 2016) stattfindet, Dichterinnen und Dichter aus sechs Herkunftsländern (der Schweiz, der Slowakei, Russland, Italien, Deutschland und Österreich) ihre aktuellen Publikationen vorstellen und dabei das Motto »Dichter Dialog« sowohl von innen als auch von außen beleuchten, durchdringen und darüber hinausgehen.
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27.4.
Der dritte Dichterloh-Abend ist zwei Gesängen gewidmet, die auf grundsätzliche Weise wie ausgeschnitten frei- und offen stehen. Während bei Franz Dodels »Nicht bei Trost« verschiedene Reflexionen sowie Text- und Bildzitate in ein stetig vor- und fortlaufendes Langgedicht übersetzt werden, spielt in Antonie Schneiders Poesie die nennende Wiederholung eine zentrale Rolle. Unterbrochen und dialogisch ergänzt werden ihre Lieder durch die eigenständige Bildsprache der Scripturen Angelika Kaufmanns, die ebenfalls mit Wiederholung und Variation operieren. Ein indirekter Dialog zwischen den drei künstlerischen Welten entsteht, der der weit verbreiteten Geheimnislosigkeit eine hellhörige Aufmerksamkeit, Präzision und heitere Anwesenheit entgegensetzt.
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Franz Dodel, *1949 in Bern, Tätigkeit an verschiedenen Schulen und in verschiedenen Berufen, Theologiestudium an der Universität Bern, ab 1997 Tätigkeit im Bibliothekswesen, 2002–2012 Fachreferent für Theologie an der Universität Bern, lebt in Boll-Sinneringen (Kanton Bern) und Lugnorre (Kanton Freiburg). Seit 2002 schreibt Franz Dodel kontinuierlich an seinem Lyrik-Projekt Nicht bei Trost, von dem bislang 7 Bände mit 30.000 Zeilen in Haiku-Form erschienen sind: Nicht bei Trost – a never ending Haiku. 3 Bde. (2004); Nicht bei Trost. Haiku, endlos (2008); Nicht bei Trost. Carmen infinitum (2011); Nicht bei Trost. Mikrologien (2014). www.franzdodel.ch
»Nicht bei Trost« kann man sich als ein interpunktionsloses, lyrisches Endlos-Poem vorstellen, von einem reflektierenden Ich getragen, das sich durchlässig zeigt für in den Text eingewobene und jeweils linksseitig vom rechtsseitigen Textverlauf ausgewiesene Zitate und Bilder. Eine Art mediales, dem Jetzt und metaphysischen Überlegungen offen stehendes Parlando, Memorando, Gegenwartsschrift als schwebender Gesang.
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Antonie Schneider, *1954 in Mindelheim im Allgäu (D), Besuch einer Klosterschule, vier Jahre lang Grundschullehrerin in einem Dorf, zahlreiche Reisen, danach Arbeit bei einem Münchner Verlag, lebt heute mit ihrer Familie im Allgäu. Über 50 in zahlreiche Sprachen übersetzte Kinderbücher. Bücher (Auswahl): Die wunderbare Reise des Jungen (1996; 2004); Kartoffeln in Pantoffeln. Mit Illustrationen von Isabel Pin. Nonsense Verse für Groß und Klein (2011); Mein buntes Blumenfest. Mit Illustrationen von Silke Leffler. Märchen, Lieder, Gedichte und kreative Anregungen (2014).
»HILLEL. lied der gärten« nennt Antonie Schneider ihr Poem, das nennend Welt erinnert und schafft, vom Dasein von Tieren und Pflanzen, vom Lied selbst, berichtet, aufzählt und sich den aufgerufenen Phänomenen zuwendet, eine große Zuwendung, könnte man vielleicht sagen, Ansprache, Nennsprache, Lied.
Angelika Kaufmann, *1936 in Sankt Ruprecht bei Villach, Illustratorin von Kinderbüchern, Anthologien und Lesebüchern, lebt in Wien und in Warnungs im Waldviertel (NÖ). Seit 1963 Ausstellungen im In- und Ausland, seit 1970 Illustrationen von Kinderbüchern und Anthologien. Bücher mit Angelika Kaufmanns Illustrationen (Auswahl): Mira Lobe: Der Apfelbaum (1982); Antonie Schneider: Rosalinas Buch vom Glück (2010); Friederike Mayröcker: Sneke (2011).
Weiche Variationen könnte man sie nennen, die Scripturen Angelika Kaufmanns, in denen Schriftzüge sich wiederholen, überlagern, verdichten und Muster bilden und in denen die Varianz, die Abweichung, lustvolles Moos, wattige, ruhig oder wellige, wilde Strukturen formen und mit den elementaren Elementen Größe, Richtung, Dichte ein ganzes Alphabet des Zeichnerischen bzw. Skripturalen schaffen.
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