Mi., 19:00
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Lyrikfestival DICHTERLOH 2017 – Tag 2
KLAUS MERZ (Unterkulm, Aargau)* HELIOS TRANSPORT. Gedichte (mit fünf Pinselzeichnungen von Heinz Egger; Haymon Verlag, 2016) • OLEG JURJEW (Frankfurt) VON ORTEN. ein poem. 2006–2009; VON ZEITEN. ein poem. 2010–2015 (gutleut Verlag, 2010; 2015) • SARA VENTRONI (Rom) NEL GASOMETRO/IM GASOMETER (Le Lettere, 2006; aus dem Italienischen von Julia Dengg, Edition Korrespondenzen, 2016) – zweisprachige Lesung • Konzept und Moderationen: MICHAEL HAMMERSCHMID • 88. Autorenprojekt der Alten Schmiede • * mit freundlicher Unterstützung durch die Schweizer Kulturstiftung PRO HELVETIA
24.–28.4. Dichterloh. Poetische Entzündungen – 2. Ausgabe. Der dichte Dialog der Worte und Elemente des Gedichts – ihr Hinaussprechen, ihr In-Beziehung- und Über-Grenzen-Setzen, ihre paradoxen Zündungen, ihre Osmosen und Verschmelzungen, ihr Austausch im Wort- und über das Wortgefüge hinaus zeugen auch dieses Jahr vom vielgestaltigen Eigensinn und der ungebändigten Energie dieser uralten und zugleich so unverbraucht innovativen und aktuellen Form der Literatur.
An vier Abenden werden beim zum zweiten Mal stattfindenden Internationalen Dichterloh-Festival, das alternierend zum einmonatigen Internationalen Lyrikfestival »Poliversale« (zuletzt 2014 und 2016) stattfindet, Dichterinnen und Dichter aus sechs Herkunftsländern (der Schweiz, der Slowakei, Russland, Italien, Deutschland und Österreich) ihre aktuellen Publikationen vorstellen und dabei das Motto »Dichter Dialog« sowohl von innen als auch von außen beleuchten, durchdringen und darüber hinausgehen.
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26.4.
Der seit 1991 in Frankfurt lebende russische Dichter Oleg Jurjew betitelt seine beiden Gedichtbände mit »von zeiten« und »von orten« und erweitert beide darin vorkommenden Kategorien mit paradoxen Interventionen zur Poesie. Die italienische Dichterin Sara Ventroni vermisst den »Gasometer« als Ding, durchmisst dazu seinen historischen, sozialen, alltäglichen, philosophisch-künstlerischen Um-Raum und bringt seine befremdliche Konstitution zum Sprechen, ja versetzt sie gleichsam in Aktion und Reflexion. Klaus Merz wiederum nützt in seinen Kurzgedichten die Weite des unscheinbaren Wortes, um existenzielle Verbindungen zum (eigenen) Dasein herzustellen. Die Unterschiedlichkeit der Ansätze zeigt die Möglichkeit der Dichtung auf, Nahes und Fernes, Unterschiedenes und Ähnliches in einen Dialog miteinander zu versetzen und mit der darin entstehenden Spannung zu operieren.
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Oleg Jurjew, *1959 in Leningrad (UdSSR), Studium der Wirtschaftsmathematik und Systemtheorie, schreibt seit Anfang der 70er Jahre Lyrik, seit den 80er Jahren auch Bühnenstücke, Essays und Buchbesprechungen sowie, nach seiner Übersiedelung mit der Schriftstellerin Olga Martynova nach Frankfurt/Main, seit 1992 auch Prosa. Bücher (Auswahl): Frankfurter Stier. Ein sechseckiger Roman. Aus dem Russischen von Elke Erb und Sergej Gladkich (1996; 2001); In zwei Spiegeln. Gedichte und Chöre (1984–2011) (2012); Halbinsel Judatin. Übersetzt von Elke Erb (1999; vom Autor durchgesehen und neu geordnet 2014).
Oleg Jurjews langzeilige Gedichte setzen oft im Absurden an, verschieben die Wahrnehmung, lieben ver-rückte Typologien und nicht zuletzt Städte, Farben, Himmelserscheinungen und Vögel, und die poetische Behauptung, das Paradox, die Metapher, aber auch den Vergleich.
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Sara Ventroni, *1974 in Rom, Studium der Literatur und Philosophie, lebt in Rom als Dichterin und Performerin und schreibt für die italienische Tageszeitung L’unità. Gewann 2001 den ersten Poetry Slam Italiens, zahlreiche Auftritte bei internationalen Poesie-Festivals. Bücher (Auswahl): Clarissa e altre poesie (1997); Salome. Theaterstück (2005); A occhi aperti (2008); La Sommersione (2016).
»Im Gasometer« ist eine Erforschung, Bespiegelung, Umkreisung, Bespielung einer Entität, gesetzt als Gasometer, jenes in unsere Zeit hereinragende architektonische Relikt des 19./20. Jahrhunderts, das in 7 Abschnitten und mit allen möglichen Mitteln – Gedicht, Erzählung, Conte philosophique, Gespräch, Erinnerung, Kulturgeschichte, Zitat – ungeahnte Kontur, Form, Definition, Sprache, Intellekt, Möglichkeit bekommt.
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Klaus Merz, *1945 in Aarau (CH), war lange Jahre Lehrbeauftragter für Sprache und Kultur an einer Höheren Fachschule und lebt heute in Unterkulm im Schweizer Kanton Aargau als Autor von zehn Gedichtbänden sowie Erzählungen, Prosa, Essays, Theaterstücken, Kinderbüchern, Hörspielen und TV-Drehbüchern. Zwischen 2011 und 2015 erschien eine 7-bändige Werkausgabe im Haymon Verlag. Bücher (Auswahl): Mit gesammelter Blindheit. Gedichte (1967); Kurze Durchsage. Gedichte & Prosa (1995); Unerwarteter Verlauf. Gedichte (2013).
Präzision der Kürze, aphorismusnah und gedichtweit: Wie Sätze wirken Klaus Merz’ Gedichte, Sätze aus Sätzen, aus Bildern, Gedanken, Brüchen, zu kleinen Einheiten gefügt, die den Bezug zu großen Einheiten suchen, mitschwingen lassen und auf diesem Weg der Existenz, der Sprache, der Welt auf feine Weise neue, ungewöhnliche Nuancen abgewinnen.
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