Mo, 19:00
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Lyrikfestival DICHTERLOH 2017 – Tag 1
FERDINAND SCHMATZ (Wien) Prolog mit aufSÄTZE! Essays zu Poetik, Literatur und Kunst (Edition angewandte – De Gruyter, 2016) • ILMA RAKUSA (Zürich)* IMPRESSUM: LANGSAMES LICHT (Nachwort: Aleš Šteger; Droschl, 2016) • HANS EICHHORN / ERWIN EINZINGER (Oberösterreich) HERBSTSONATE (edition sommerfrische, 2016) • Konzept und Moderationen: MICHAEL HAMMERSCHMID • 88. Autorenprojekt der Alten Schmiede • * mit freundlicher Unterstützung durch die Schweizer Kulturstiftung PRO HELVETIA
24.–28.4. Dichterloh. Poetische Entzündungen – 2. Ausgabe. Der dichte Dialog der Worte und Elemente des Gedichts – ihr Hinaussprechen, ihr In-Beziehung- und Über-Grenzen-Setzen, ihre paradoxen Zündungen, ihre Osmosen und Verschmelzungen, ihr Austausch im Wort- und über das Wortgefüge hinaus zeugen auch dieses Jahr vom vielgestaltigen Eigensinn und der ungebändigten Energie dieser uralten und zugleich so unverbraucht innovativen und aktuellen Form der Literatur.
An vier Abenden werden beim zum zweiten Mal stattfindenden Internationalen Dichterloh-Festival, das alternierend zum einmonatigen Internationalen Lyrikfestival »Poliversale« (zuletzt 2014 und 2016) stattfindet, Dichterinnen und Dichter aus sechs Herkunftsländern (der Schweiz, der Slowakei, Russland, Italien, Deutschland und Österreich) ihre aktuellen Publikationen vorstellen und dabei das Motto »Dichter Dialog« sowohl von innen als auch von außen beleuchten, durchdringen und darüber hinausgehen.
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24.4.
Ferdinand Schmatz’ poetische Arbeit vereint die Tätigkeit und Eigentätigkeit des Dichtens als einem denkerischen und zugleich körperlichen Vorgang und führt die Kräfte dieser Aspekte virtuos in- und gegeneinander, auf dass auch seine poetologischen Essays poetisch werden und vielerlei Öffnungen zeigen.
Gedichte als übersetztes Gespräch, so könnte man Ilma Rakusas Dichtung näher charakterisieren, die eine große Treue zum Ort, zur Zeit, zum Ding unterhält, mit denen sie in engem Austausch bleibt und die sie buchstäblich ins Gedicht übersetzt.
Erwin Einzinger und Hans Eichhorn nähern im gemeinsamen Langgedicht ihre Schreibweise einander erstaunlich mimetisch an und versetzen dabei gleichsam sämtliche darin vorkommende Lebenslagen, Figuren, Alltags-Szenen in einen wilden Dialog.
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Ferdinand Schmatz, *1953 in Korneuburg, lebt als Dichter, Essayist, Romanautor und Leiter des Instituts für Sprachkunst in Wien. Bücher (Auswahl): der gesamte lauf 1975–1977. texte und zeichnungen (1977); speise gedichte (1992); dschungel allfach. prosa gedicht (1996); Radikale Interpretationen. Aufsätze zur Literatur (1998); das grosse babel,n (2000); Portierisch. Nachrichten aus dem Berge in Courier New (2001/2012); Tokyo, Echo oder wir bauen den Schacht zu Babel, weiter (2004); Durchleuchtung. Ein wilder Roman aus Danja und Franz (2007); quellen. Gedichte (2010); das gehörte feuer. orphische skizzen (2016).
Der Sammelband »aufSÄTZE!« zeigt Ferdinand Schmatz als einen poetischen Poetologen und Essayisten und wirft so im Umkehrschluss ein Licht auf die essayistisch-denkerischen Qualitäten seiner Dichtung, wobei klar wird, dass Analyse und Verschmelzung, Geist und Körper und eben Essay und Gedicht, in seiner poetischen Arbeit kein Gegensatz sind, sondern einander bedingen, wo sie in der Leserin, im Leser poetisch Feuer fangen.
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Ilma Rakusa, *1946 in Rimavská Sobota (Slowakei), als Kind eines slowenischen Vaters und einer ungarischen Mutter, lebt als Dichterin, Essayistin, Übersetzerin von u.a. Danilo Kiš, Imre Kertész, Marguerite Duras und Marina Zwetajewa, sowie als Literaturwissenschaftlerin, Herausgeberin und Literaturkritikerin u.a. für die NZZ und Die Zeit in Zürich. Bücher (Auswahl): Miramar. Erzählungen (1986); Farbband und Randfigur. Vorlesungen zur Poetik (1994); Mehr Meer. Erinnerungspassagen (2009).
Ilma Rakusas bringt in »Impressum: Langsames Licht« verschiedene Städte, Orte, Dinge, Menschen und Szenen ins Bild ihrer Dichtung, die im Gedicht vereint eine eigenwillige Sprachleuchtkraft entwickeln, Nähe erzeugen und das Gedicht als eine Art ausgedehnten Namen zum Sprechen bringt.
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Erwin Einzinger, *1953 in Kirchdorf an der Krems (OÖ), Studium der Anglistik und Germanistik in Salzburg. Lebt als Schriftsteller und Übersetzer von u.a. Robert Creeley, William Carpenter, John Ashbery, Ed Sanders in Micheldorf (Oberösterreich). Seit 1977 erschienen acht Prosabände und Romane sowie sieben Gedichtbände. Bücher (Auswahl): Lammzungen in Cellophan verpackt. Gedichte (1977); Barfuß ins Kino. Gedichte (2013); Ein kirgisischer Western. Roman (2015).
Hans Eichhorn, *1956 in Vöcklabruck (OÖ), in Salzburg Studium der Religionspädagogik, seit 1983 Fischer am Attersee, seit 1993 Autor, lebt in Attersee und Kirchdorf an der Krems. Bücher (Auswahl): Das Zimmer als voller Bauch. Gedichte (1993); Das Ichweißnicht-Spiel. Roman (2008); Über den Niederungen. Gedichte (2014).
Das rund 40-seitige in 12-Zeilern gemeinsam verfasste Langgedicht »Herbstsonate« von Erwin Einzinger und Hans Eichhorn lässt sich als eine für Digressionen aller Art offene Improvisation über Alltag, Naturwahrnehmung und poetologische Fragestellungen verstehen, bei der vielerlei Überraschungen zu gewärtigen sind und in der neben großer Ungebändigtheit nicht zuletzt auch Melancholie und Schönheit zur Blüte kommt.
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