AG GERMANISTIK: ILIJA TROJANOW

AG GERMANISTIK: ILIJA TROJANOW

Mit der AG GERMANISTIK für Literaturgruppen an Wiener Gymnasien* – Redaktion und Moderation: Martin Kubaczek • Lesung und Gespräch • ILIJA TROJANOW (Wien): MACHT UND WIDERSTAND. Roman (S. Fischer Verlag, 2015) • * Restplätze für das allgemeine Publikum ab 16.25

Konstantin ist Widerstandskämpfer, aufrecht, unbeugsam, einer, der schon in seiner Schulzeit der bulgarischen Staatssicherheit auffällt und ihrem Griff nicht mehr entkommt. Metodi, sein Gegenspieler, repräsentiert als Offizier, Opportunist und Karrierist die unterschiedlichen Facetten des Apparats. Ihre Geschichten, die von 1944 bis 2007 in dramatischer Weise ineinander verschlungen sind, stehen im Zentrum dieses Romans.

Ilija Trojanow entfaltet ein breites zeitgeschichtliches Panorama von exemplarischer Gültigkeit. Langjährige, umfangreiche Recherchen begleiteten die Arbeit an diesem Roman: Momente aus Erzählungen von Tätern und Opfern, Elemente aus Dokumenten der Staatssicherheit verdichtet er mit »Macht und Widerstand« zu einer Schicksalserzählung von menschlicher Würde und Niedertracht, die 1989 nicht etwa endete, sondern nur neue Formen annahm. 

Konstantin: »Irgendwo werden Akten über dieses halbe Jahrhundert aufbewahrt, in irgendwelchen Karteikästen befindet sich eine andere Version meines Lebens, eine Bürographie voller Unterstellungen, ein gut abgehangenes Fehlurteil. Wenn ich akzeptiere, dass meine Sicht der Ereignisse unsichtbar bleibt, wenn ich sterbe, bevor mein Widerspruch öffentlich vernommen wird, wird die Sicht der Täter unangefochten weiterherrschen. Für alle Ewigkeit.« 

(Angelika Klammer)

Ilija Trojanow, *1965 in Sofia; 1971 Asyl in Deutschland, Schulbesuch in Kenia, Studium der Rechtswissenschaften und Ethnologie in München, Verlagsgründungen. Seit 2008 Wohnsitz in Wien. Sachbücher und Reiseführer, Essays und Romane, Übersetzungen; seit vielen Jahren beschäftigt sich Trojanow mit der Geschichte seines Herkunftslandes Bulgarien. Das Reportagebuch Die fingierte Revolution (2006), der Fernsehfilm Vorwärts und nie vergessen – Ballade über bulgarische Helden (2007) und Wo Orpheus begraben liegt. Kurzgeschichten (mit Fotografien von Christian Muhrbeck, 2013) sind rezente Beispiele dieser Beschäftigung.