Do., 19:00
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70 Jahre Leben, 45 Jahre Bewegung in den Tiefen und Untiefen der Biotope von Zeit und Literatur: Geschichte
FRANZ SCHUH (Wien, *15.3.1947) im Gespräch mit ALFRED J. NOLL (Wien) • samt Lesungspassagen aus Franz Schuhs Schriften • neu erschienen: FORTUNA. Aus dem Magazin des Glücks (Zsolnay Verlag, 2017)
Seit gut 45 Jahren begleitet Franz Schuh in philosophisch geprägter Denkweise, mit analytischem Scharfsinn und einer guten Portion Wiener Schmäh das gesellschaftliche Geschehen und das Wesen der Lebenden und Toten Wiens und Österreichs. Den einander durchdringenden Wirkfeldern von Politik und Literatur, Journalismus und Theater gelten seine Befunde, die so unerbittlich sind wie der in allem wirksame Widerspruch und das daraus resultierende Groteske zeitgenössischer Existenz. Schuhs Witz und seine Melancholie tauchen seine klaren Urteile oft in das Licht verzeihender und ohnmächtiger Güte.
Das Gespräch zwischen Alfred J. Noll und Franz Schuh soll diesen Qualitäten, auch anhand ausgewählter Textpassagen, angefangen mit der ersten Publikation Das Widersetzliche der Literatur. Kritische Kritiken (1981) bis zur neuesten Sammlung von Prosatexten und Gedichten Fortuna. Aus dem Magazin des Glücks, belebte Gestalt verleihen.
»Ich schreibe über das Glück«, schreibt Franz Schuh, »erstens weil ich Glück hatte, und zwar so viel, dass ich damit dem unvermeidlichen Unheil trotzen kann. Zweitens weil ich den Eindruck habe, dass das Glücksstreben alle Menschen gemeinsam haben, dass aber das Glück die Menschen auch voneinander trennt, weil nicht alle, wahrscheinlich nur die wenigsten Menschen halbwegs glücklich sind.« Im Wort »Glück« fließt vieles von dem ineinander, was man von der menschlichen Existenz wissen kann und vielleicht sogar wissen sollte. Von der Ablehnung des Wortes bis zu seiner spekulativen Ausbeutung und zur endgültigen Banalisierung reicht die Bandbreite dieser Betrachtungen zur Philosophie des Glücks.
Franz Schuh, *1947 in Wien, Studium der Philosophie, Geschichte und Germanistik. Aufsätze, Rezensionen und Essays für Zeitschriften, Zeitungen und Rundfunkanstalten; Lehrbeauftragter u.a. an der Universität für angewandte Kunst in Wien, Kolumnist. Buchpublikationen (Auswahl): Das Widersetzliche der Literatur. Kritische Kritiken (1981); Das phantasierte Exil. Essays (1991); Schreibkräfte. Über Literatur, Glück und Unglück (2000); Schwere Vorwürfe, schmutzige Wäsche (2005); Memoiren. Ein Interview gegen mich selbst (2008); Der Krückenkaktus (2011); Sämtliche Leidenschaften (2014); Über »Kulturpublizistik«. Vier Vorlesungen (2015).
Alfred J. Noll, *1960 in Salzburg, lebt als Rechtsanwalt, Autor und Universitätsprofessor mit den Schwerpunkten Urheber- und Medienrecht sowie Kunstrestitution in Wien. Gründer und Mitherausgeber des Journals für Rechtspolitik, Mitglied der Österreichischen Juristenkommission. Jüngste Buchveröffentlichungen (u.a.): Kein Anwalt für Antigone! Recht wider Recht in der »Antigone« des Sophokles (2008); Kannitz. Eine Parabel (2014); Walther Rode. Aspekte seiner Biografie (mit Roland Knie u. Daniela Strigl, 2015); John Locke und das Eigentum (2016); Der rechte Werkmeister. Martin Heidegger nach den »Schwarzen Heften« (2016).
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