Mo., 19:30
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RETO HÄNNY
RETO HÄNNY (Zollikon; Ingeborg-Bachmann-Preis 1994) liest aus BLOOMS SCHATTEN. Prosa (Matthes & Seitz, 2014) • Einleitung und Gespräch mit dem Autor: Johannes Tröndle • mit freundlicher Unterstützung durch die Schweizer Kulturstiftung PRO HELVETIA
Ulysses-Hommage und Neuschöpfung zugleich: Der Schweizer Autor Reto Hänny verknüpft in seinem neuen Buch die bekannt gedankenprall wie ereignisarm verlaufenden Dubliner Irrwege des Leopold Bloom zu einem einzigen 140-seitigen Langsatz.
Überaus kunstvoll, dabei hochvergnüglich, mit virtuosem Irrwitz die syntaktischen Möglichkeiten der deutschen Sprache ausreizend, bleibt Blooms Schatten seinem Joyceʼschen Vorbild in Chronologie und Handlung dicht auf den Fersen, setzt gleichzeitig eigenwillig rhythmische und klangliche Akzente, wobei Hänny seiner auch optisch rhythmisierten, von regelrechten Interpunktionshageln gezeichneten Sprach-Komposition aus Zitat und Variation, Originalklang und Paraphrase bisweilen den einen oder anderen »schepsen« (= schiefen) Schweizer-Ton hinzumischt.
Reto Hänny, *1947 in Tschappina (Graubünden/Schweiz), er- bzw. überarbeitet seit den späten 70ern sein von äußerster sprachlicher Dichte gekennzeichnetes Prosawerk, u.a.: Ruch. Ein Bericht (1979 bzw. zweite Fassung 1984); Zürich. Anfang September (1981); Helldunkel. Ein Bilderbuch (1994; ausgezeichnet mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis). Eine erste, noch stark verkürzte Ulysses-Zusammenfassung Hännys findet sich bereits in seiner Prosa Flug (1984 bzw. neue, »übermalte« Fassung 2007).
(Johannes Tröndle)
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