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GRUNDBÜCHER der österreichischen Literatur seit 1945
REINHARD P. GRUBER: AUS DEM LEBEN HÖDLMOSERS. Ein steirischer Roman mit Regie (Residenz Verlag, 1973) • 62. Grundbuch • der Autor liest, Gerhard Fuchs* (Universität Graz) referiert • Diskussion; Redaktion und Moderation: KLAUS KASTBERGER (Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung, Universität Graz) • gem. mit dem Adalbert-Stifter-Institut/Linz und dem Literaturhaus Graz • 13.10., 19.00, Literaturhaus Graz + 18.10., 19.30, Linz, Stifter-Haus • Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945 (Hg. K. Kastberger, K. Neumann) – Erste Lieferung (profile 14, Zsolnay, 2007); Zweite Lieferung (profile 20, Zsolnay, 2013)
Einen »Pop-Roman mit Gamsbart, eine Philosophie-Parodie im Steireranzug« kündigt der Droschl Verlag 1999 bei der Wiederauflage im Rahmen der Werkausgabe an – und in der Tat: Reinhard P. Grubers »Aus dem Leben Hödlmosers. Ein steirischer Roman mit Regie« (Residenz, 1973) hat das Zeug zum Kultbuch. Insbesondere dessen erster, lapidar »Steirer« genannter Teil zeigt die sprachliche Genese eines in sich geschlossenen, scheinbar naturgegebenen Weltbildes, in dem durch kurzschlüssige Scheinsyllogismen ein territorialer Heimatbegriff herbeigesprochen und im Mythos bewahrt wird. Gruber führt die »Naturalisierung« des historisch Gewordenen in reduktionistischen Heimatkonzepten, insbesondere in der Blut-und-Boden-Ideologie des Nationalsozialismus mit ihrer Identifikation von Landschaft und Charakter, sprachsatirisch ad absurdum und ironisiert die zugrundeliegende Geisteshaltung, indem er Klischees traditioneller Heimatroman-Heftln vom Wildern bis zum Weibern in seinen »Regieanweisungen« sprachlich mit Versatzstücken anderer Sprachspiele – etwa dem Wissenschaftsjargon der Frankfurter Schule oder den Fachsprachen der Juristen, Psychologen und Theologen – konfrontiert und so die scheinbar naturwüchsige Verbindung von Rausch und Blutrausch, Gemütlichkeit und Gewalt als sozial und sprachlich konstruierte sichtbar macht.
Über die Folie des Anti-Heimatromans hinausgehend erzeugt die Diskrepanz von Ausdruck und Inhalt aber vor allem Komik. Franz Josef Hödlmoser stellt – ähnlich wie Artmanns »ringlgschbüübsizza« in »blauboad« – in grotesker Übersteigerung bei gleichzeitiger Verharmlosung einen (nicht nur steirischen) Typus mit Wiedererkennungswert dar, dessen gewalttätige Schwäche dem Lachen und darin Sich-Selbst-Verlachen als Mittel der Subversion ausgesetzt wird. (Daniela Bartens)
Reinhard P. Gruber, *1947 in Fohnsdorf. Studium der Theologie in Wien, 1974–1977 Kulturjournalist in Graz, seither freier Schriftsteller; lebt bei Stainz in der Weststeiermark. 2002 Würdigungspreis für Literatur der Republik Österreich. Romane, Essays, Theaterstücke, Hörspiele, Drehbücher. 1997–2005 8-bändige Werkausgabe (unvollständig).
*Daniela Bartens musste leider kurzfristig absagen.
Daniela Bartens *1962 in Graz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung (Universität Graz). Zahlreiche Publikationen zur österreichischen Gegenwartsliteratur, Herausgeberin (gemeinsam mit Gerhard Fuchs) des Dossier-Bands über Reinhard P. Gruber (Droschl, 2011); bearbeitet den Vorlass des Autors.
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