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GUNTRAM VESPER
GUNTRAM VESPER (Göttingen) liest aus seinem Roman FROHBURG* (Schöffling Verlag, 2016) • ERICH HACKL (Wien) Einleitung und Gespräch mit dem Autor • * Preis der Leipziger Buchmesse 2016 – Veranstaltung nachgeholt vom 3.5.
Guntram Vesper hat mit seinem Roman ein groß angelegtes Portrait deutschen Lebens im zwanzigsten Jahrhundert verfasst. Gezeichnet von Krieg und Nachkrieg formen sich neu strukturierte Felder sozialen Lebens, in dem sich alte Ressentiments und neue Perspektiven verschränken. Aus Geschehnissen in der Stadt seiner Geburt und seines Aufwachsens, seinen Beobachtungen, Erinnerungen und Reflexionen akkumuliert der Autor seine Version von Epochengeschichte.
Aus der Jurybegründung des Leipziger Buchpreises 2016: Wovon dieser Roman handelt, das ist letztendlich immer auch die Übermacht von Geschichte, Kriege, Systeme, historischer Wandel, der über die konkreten einzelnen Menschen hinwegrollt. Diese Erfahrung des 20. Jahrhunderts ist in dem Buch aufbewahrt, und zwar – und das ist wichtig – ohne aus den sogenannten kleinen Leuten Helden zu machen. Der Roman handelt aber auch von dem Erzähler, dem Verknüpfer, den Guntram Vesper der Übermacht an Geschichte entgegenhält. Auch der Erzähler hat, bei all seinem Können, nichts Heldisches, er ist ein, wie man bei diesem lebenssatten Buch mit Erstaunen immer wieder feststellen kann, erstaunlich junger, immer wieder von sich selbst überraschter Erzähler. Man glaubt ihm gern, dass seine Erzählungen wahr sind.
Guntram Vesper, *1941 in Frohburg/Sachsen. 1957 Ausreise in die BRD, Studium der Germanistik und Medizin in Gießen und Göttingen. Sein Werk umfasst Prosa, Gedichte, Essays, Hörspiele sowie Forschungsarbeiten zur Sozial- und Kriminalgeschichte des 19. Jahrhunderts. Gastprofessuren und Poetikdozenturen an Universitäten in Deutschland, den USA und Kanada, zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Peter-Huchel-Preis für Lyrik und Prix Italia in der Kategorie Hörspiel. Er lebt als freier Schriftsteller in Göttingen. Werke (Auswahl): Am Horizont die Eiszeit. Gedichte (1963); Kriegerdenkmal ganz hinten. Prosa (1970); Nördlich der Liebe und südlich des Hasses. Roman (1979); Die Illusion des Unglücks. Gedichte (1980); Landeinwärts. Prosa und Gedichte (1984); Frohburg. Gedichte (1985/2000); Nordwestpassage (Hörspiel, 1987); Dunkelkammer. 5 Erzählungen aus Deutschland (1988); Leuchtfeuer auf dem Festland. Gedichte (1989); Lichtversuche Dunkelkammer (1992); Auftakt mit Arnold Z (2009); Wandertag. Gedichte (2014).
Erich Hackl, *1954 in Steyr, Romanist, Übersetzer und Herausgeber iberoamerikanischer Literatur, Autor biografisch ausgerichteter Erzählwerke, lebt in Madrid und Wien. Zuletzt erschienen: Als ob ein Engel. Erzählung nach dem Leben (2007); Familie Salzmann. Erzählung aus unserer Mitte (2010); Dieses Buch gehört meiner Mutter (2013); (hg. mit Evelyne Polt-Heinzl) Im Kältefieber (2014); Drei tränenlose Geschichten (2014); So weit uns Spaniens Hoffnung trug (Hg., 2016).
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