Fr., 20:00
VOLX/Margareten, V., Margaretenstr. 166
POLIVERSALE 2016. 11. Abend • Poetische Sprach-Übungen für Anfänger & Fortgeschrittene
MARTINA HEFTER (Deutschland) GEHEN. STEHEN. SCHREIBEN. SPRECHEN. Performance • ERSTES WIENER HEIMORGELORCHESTER (Österreich; Jürgen Plank, Thomas Pfeffer, Florian Wisser, Daniel Wisser) WIDERSTAND IST OHM. Konzert • in Zusammenarbeit mit dem Volkstheater • Karten: € 15 / 10 – Telefon +43 (0)1 52111-400; www.volkstheater.at; ticket@volkstheater.at
Martina Hefter, *1965 in Pfronten/Allgäu, Tanz-Ausbildung in Deutschland, Studium am Literaturinstitut Leipzig, Performance-Künstlerin und Autorin, lebt in Leipzig. Wie bewegt Sprache den Körper und wie der Körper die Sprache? Diese Frage könnte man als Ausgangspunkt der Gedichte Martina Hefters verstehen, deren vierteiliges Handbuch Vom Gehen und Stehen von einem gelockerten Wortmaterial ausgeht, um in konkreten Situationen verschiedenen Körperbewegungen nachzuspüren, wobei im Hauptteil jedem Gedicht ein Gedichtpartner, eine Gedichtpartnerin beigesellt ist, in dem die Sprach-Elemente des Ausgangsgedichts einen jeweils anderen, neuen Spin erfahren.
Bücher (Auswahl): Junge Hunde. Roman (2001); Die Küsten der Berge. Roman (2008); Nach den Diskotheken. Gedichte (2008); vom gehen und stehen. ein handbuch. gedichte (2013); Ungeheuer. Stücke/Gedichte (2016).
»Gehen. Stehen. Schreiben. Sprechen. ist ein poetologisches Nachdenken in Bewegung, eine performativ eingerichtete Situation, die sich (auch) mit den Mechanismen von Zuschreibungen beschäftigt – Zuschreibungen, denen nicht nur jede künstlerische Äußerung, sondern auch alle Handlungen, Äußerungen und Individuen des Alltags unterworfen sind.« (Martina Hefter)
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Die Band Erstes Wiener Heimorgelorchester wurde 1994 von Thomas Pfeffer, Jürgen Plank, Daniel Wisser und Florian Wisser gegründet und besteht seither in derselben Formation. Musikalisch schränkt sich das Ensemble – wie schon der Name sagt – auf Klangerzeuger ein, die vor allem seit den 1970er-Jahren als elektronische Hobby- und Spielzeuginstrumente verkauft werden. Darüber hinaus hat das Erste Wiener Heimorgelorchester ein anderes wesentliches Charakteristikum: es interpretiert seit seinem Anfang Pop-Songs mit deutschsprachigen Texten, deren literarische Qualität besonders hervorzuheben ist.
Das Erste Wiener Heimorgelorchester hat sich nie auf die Wirkungsbreite einer herkömmlichen Pop-Band reduzieren lassen, was durch Mitwirkung bei Festivals wie beim steirischen herbst, den Wiener Festwochen oder Kompositionen wie etwa der Musik zur Inszenierung von Peter Handkes Untertagblues am Wiener Burgtheater (2004–2009) untermauert wird. Dennoch ist das Ensemble auch als Pop-Band tätig, hat 2009 den Band-Wettbewerb Protestsongcontest des Radio-Senders FM4 gewonnen und zahlreiche Tonträger produziert.
Im Jahr 2015 erschien unter dem Titel widerstand ist ohm erstmals eine Sammlung der Songtexte der Band in Buchform. Dieser Band bestätigt den breiten Radius des Rückgriffes auf Formen der Lyrik, wie etwa der Song echo, der die barocke Form des Echo-Gedichts aufgreift. Vielfach sind aber auch moderne methodische Ansätze zu finden: die phonetische Zweisprachigkeit – durch Ernst Jandls oberflächenübersetzung berühmt geworden – in a drum a bass a drum (Ein Traum, ein böser Traum), Eingriffe in die Syntax wie in lied traurig, das ohne Verben auskommt, oder Eingriffe in die Grammatik wie in mit den dritten fall, in dem der Dativ durch den Akkusativ ersetzt wird. Konsequent versucht das Erste Wiener Heimorgelorchester diese literarischen Formen in Pop-Songs anschaulich zu machen.
Die literarische Affinität des Ensembles wird dadurch verstärkt, dass die Band auch regelmäßig Gedichte und Texte moderner Autoren vertont; das Spektrum reicht hier von wichtigen deutschsprachigen Nachkriegslyrikern wie Konrad Bayer, Ror Wolf und Andreas Okopenko bis zu GegenwartsautorInnen wie Barbi Marković und Clemens Setz.
Im Programm widerstand ist ohm bringt das Erste Wiener Heimorgelorchester seine Texte erstmals gelesen und gesungen auf die Bühne – nicht als Resümee oder Rückblick, sondern als Einblick in seine laufende und ständig sich weiterentwickelnde Arbeit.
Neueste Publikationen: happy lamento. CD (lindo records, 2015); widerstand ist ohm. Gesammelte Songtexte (Plag dich nicht, 2015).
Die in gekonnter Dada-Manier ungeheuer starke Schlagwort- und Synonym-Zuweisung bäumt sich mit der hypnotischen Sound-Kulisse zu einer poetischen Protesthymne, einer brillanten Elektro-Minisinfonie der experimentellen Semantik. (…) (Robert Glashüttner, fm4.orf.at)
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