Mo, 18:00
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STUNDE DER LIT. ERLEUCHTUNG – GEDÄCHTNISMOMENTE DER LITERATUR • GÜNTER EICH • DANIEL WISSER
GÜNTER EICH (1907, Lebus – 1972, Salzburg, Hörspielpreis der Kriegsblinden 1953, Büchnerpreis 1959) MAULWÜRFE (Suhrkamp Verlag) • DANIEL WISSER (Wien) liest und kommentiert • mit freundlicher Zustimmung des Suhrkamp Verlages
Den kurzen lyrischen Prosatexten – keiner länger als eine Buchseite –, die Günter Eich von Mitte der 1960er-Jahre bis zu seinem Tod 1972 schrieb, gab der Autor den Namen Maulwürfe. Diese erschienen in zwei Bänden, und als Eich 1967 beim letzten Treffen der Gruppe 47 daraus vorlas, musste die Beharrlichkeit des Autors, sich einer Forderung nach politischer oder gesellschaftskritischer Ausrichtung literarischer Arbeit zu verschließen und auf der Berechtigung und Wirksamkeit poetischer und paradoxaler, programmatisch-philosophischer Qualitäten zu bestehen, jede Erwartung von vordergründiger Aktualität und Relevanz unterlaufen.
Günter Eich wurde 1907 geboren, publizierte – unter dem Pseudonym Erich Günter – zunächst Lyrik und legte nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem ein umfangreiches Hörspielwerk vor. 1953 erhielt er den Hörspielpreis der Kriegsblinden, 1959 den Büchnerpreis. Die beiden Prosabände Maulwürfe (1968) und Ein Tibeter in meinem Büro. 49 Maulwürfe (1972) sind so etwas wie sein ästhetisches Vermächtnis. Sie reflektieren in unnachahmlicher Manier die Poetik eines Autors, der das Sich-Sperren und Sich- Verweigern nicht nur als politische oder mediale Auflehnung, sondern als eine ethische und ästhetische Grundhaltung gefordert hat – zu allererst von sich selbst.
Für Günter Eichs Schaffen, der vor dem Krieg Sinologie studierte und im Jahr 1962 Japan bereiste, waren die ostasiatischen Kulturen und deren tradierte Formen der Malerei und Zeichnung, die auf der Komposition eines Bildes aus wenigen Strichen basieren, von besonderer Bedeutung. In ähnlicher Weise bringen es die Maulwürfe auf engem Raum zu überraschender Komplexität und Widersprüchlichkeit, arbeiten mit Redundanz, aber auch frappierenden Sprüngen, ohne dabei Wortwitz, Banalität oder aphoristische Pointierung zu verschmähen: Solang man auch trödelt, es wird nicht früher. (Daniel Wisser)
Günter Eich, *1907 in Lebus an der Oder (Brandenburg). Studium der Volkswirtschaft und Sinologie in Berlin und Paris, ab 1932 freischaffender Schriftsteller. Teilnahme an den Treffen der Gruppe 47, welche ihm 1950 ihren ersten Literaturpreis zuspricht. 1953 Heirat mit Ilse Aichinger, gemeinsam Übersiedelung nach Großgmain bei Salzburg, wo er 1972 stirbt. Seit 2007 wird der Günter-Eich-Preis für besondere Verdienste um die Kunstform Hörspiel verliehen. Auszeichnungen (u.a.): 1953 Hörspielpreis der Kriegsblinden (für Die Andere und ich), 1959 Georg-Büchner-Preis, 1968 Schiller-Gedächtnispreis. 1991 erschien eine revidierte Ausgabe der Gesammelten Werke in vier Bänden im Suhrkamp Verlag (Hg. Karl Karst und Axel Vieregg).
Daniel Wisser, *1971 in Klagenfurt. Studium der Germanistik in Wien. Er veröffentlicht Lyrik, Prosa und radiophone Werke, ist Mitbegründer des Ersten Wiener Heimorgelorchesters und Verleger der Reihe »Der Pudel«. Zuletzt erschienen die Romane Standby (2011) und Ein weißer Elefant (2013).
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