Do, 16:30
LQ
AG GERMANISTIK: ERWIN RIESS
Mit der AG GERMANISTIK für Literaturgruppen in Wiener Gymnasien* – Redaktion und Moderation: Martin Kubaczek • Lesung und Gespräch • ERWIN RIESS (Wien) HERR GROLL UND DAS ENDE DER WACHAU (O. Müller, 2014) * Restplätze für das allgemeine Publikum ab 16.30 Uhr
Erwin Riess wirft mit seinen um den Rollstuhl fahrenden Herrn Groll und den ihn kontradiktorisch begleitenden bürgerlichen Dozenten entwickelten Romanen ein erhellendes Licht auf das Genre »Schelmenroman«: Dass dieses durchaus unterhaltsam sein will, ist nicht zu bestreiten, dass es sich dabei jedoch zugleich um ein brisantes Mittel aktueller Aufklärung handelt, scheint angesichts seiner überwiegend historisierend-verharmlosenden Interpretation doch überraschend. So bringt der neue Groll-Roman unangenehme historische und gegenwärtige Wahrheiten der romantisierten Flusslandschaft der Wachau und mancher Umtriebe ihrer Bewohner zum Vorschein: Eine zweifache Mission führt Groll und den Dozenten nach Krems und in die Wachau: Der Dozent soll seinen Schwager, einen glücklosen Architekten, aus den Fängen einer dubiosen Weinritterschaft retten, Groll will herausfinden, was mit seiner Jugendliebe geschah, die im August 1968 das Baby eines Werksdirektors entführte und spurlos verschwand. Die beiden forschen auf dem Gelände eines ehemaligen NS-Lagers in Krems, in dem bis zu siebzigtausend Franzosen, Holländer, Amerikaner und Sowjetsoldaten inhaftiert waren, wobei Tausende ums Leben kamen. Bei ihren Recherchen stoßen sie auch auf einen ukrainischen Oligarchen, der den Ort sucht, an dem sein Vater, ein Lagerhäftling, erschossen wurde; darüber hinaus kauft der Oligarch einen Betrieb um den anderen auf und plant ein Musterweingut auf der Krim. Rasch müssen Groll und der Dozent erkennen, dass die Vergangenheit in der Wachau lebendig ist und dass sich hinter der Idylle düstere Dinge zutragen. Schrankenlose Geldgier und eine absurde Vergötzung des Weins entladen sich in Betrug und Mord. Schon nach wenigen Stunden beginnt die Jagd auf die Ermittler.
Erwin Riess, *1957 in Wien, wo er lebt. Studium der Politik- und Theaterwissenschaft in Wien, freiberufliche Verlagsarbeit, Prosa- und Theaterautor. Mitbegründer des »Forums der Krüppel- und Behinderteninitiativen«. Publikationen: Adieu Madrid. Stück in drei Akten (1993); Kuruzzen. Ein Stück (1993); Herr Groll erfährt die Welt. Im Rollstuhl durch gelähmte Zeiten. Prosa (1996); Giordanos Auftrag. Roman (1999); Herr Grillparzer fasst sich ein Herz und fährt mit einem Donaudampfer ans Schwarze Meer. Ein Stück (2000); Heimatkunde Österreich. Ein Land zwischen Donau und Alpen, Prinz Eugen und Haider, edlen Rittern und braunen Kameraden. Essays, Dramolette, Glossen (2003); Die Ferse des Achilles. Zur Bedeutung behinderter Menschen für die Gesellschaft (2003); Stücke 1994–2004 (3 Bd., 2004); Der Don Giovanni-Komplex oder Das lange und freudlose Leben des Giacomo C. Schauspiel mit Musik (Komposition: Olga Neuwirth; 2006); Der letzte Wunsch des Don Pasquale oder Giordanos Bitte. Roman (2006); Herr Groll auf Reisen. Storys (2008); Herr Groll und der rote Strom. Roman (2010); Herr Groll im Schatten der Karawanken. Ermittlungen in Kärnten (2012); Herr Groll und die ungarische Tragödie (2013); Herr Groll und das Ende der Wachau (2014); Loibl-Saga. Erzählungen und Texte (mit Peter Gstettner, 2015).
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