Mi, 19:00
LQ
GRUNDBÜCHER – ANSELM GLÜCK: OHNE TITEL
GRUNDBÜCHER der österreichischen Literatur seit 1945 – gemeinsam mit dem Adalbert-Stifter-Institut, Linz: ANSELM GLÜCK: OHNE TITEL (edition neue texte, 1984) • der Autor liest aus seinem Prosaband • THOMAS EDER (Lehrbeauftragter der Universität Wien) Referat • Diskussion; Redaktion und Moderation: KLAUS KASTBERGER (Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung, Graz) • 22.10., 19.30, Linz, Stifter-Haus • Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945 (Hg. K. Kastberger, K. Neumann) – Erste Lieferung (profile 14, Zsolnay, 2007); Zweite Lieferung (profile 20, Zsolnay, 2013)
Nach »stumm« (edition neue texte, 1977) und »falschwissers totenreden(t)« (Suhrkamp, 1981) ist der unter dem Titel »ohne titel« 1984 in Heimrad Bäckers edition neue texte erschienene Band eine Bewusstseins-, Wahrnehmungs-, Erinnerungs- und Vorstellungsprosa. In Wortkaskaden, ausufernden und komplexen Satzverschachtelungen lotet Glück aus, wie sich über so elementare Vorgänge wie das »Sehen«, »Schauen«, »Vorstellen«, »Erinnern« in sprachlicher Form handeln lässt, und mehr noch: wie diese scheinbar vertrauten Vorgänge ins Taumeln geraten, ihrer eingefleischten Gewissheiten entraten.
»ohne titel« ist mehr oder minder klar in drei Teile gegliedert, die als sprachliche Zeugnisse einer Selbstexploration des (schreibenden) Individuums zu verstehen sind, das den Zumutungen seiner Umwelt begegnet, indem es die Gewissheit des Beobachteten bis zum Aussichtslosen (darin wohl Beckett ebenso verwandt wie Kafka) untergräbt, etwa in: »oft kippen in mir beobachtungen und mein interpretieren dieser beobachtungen und mein vermuten zu diesen interpretationen und so immer fort zu einem knäuel zusammen, das sich dann immer und immer wieder selbst um- und um- und verschlingt und sich so zu begreifen sucht, das sich in dieser begriffsucht aber immer nur weiterruckt und -wickelt, scheinbar immer weiter über sich selbst hinaus, und diesem trubel, den ich als ganzes bald nicht mehr überblicken kann, entziehe ich dann eine art stimmung, die mir zu weiterem mutmaßen dient und die ich manchmal (jetzt wieder im abc-modell) in die vorstellung tapezier, daß das aufblitzen im deckungsgeschiebe ein gezieltes anreden oder zumindest aussprechen sein könnte, sozusagen eine blinksprache, das sich da oder das da etwas mitteilt.« (Thomas Eder)
Anselm Glück, *1950 in Linz, lebt in Wien. 1974 erste Veröffentlichungen im Umkreis von Heimrad Bäcker. Erster Erfolg mit dem Stück Die Lampe (1974). Studium der Sinologie und Völkerkunde in Wien sowie der Gebrauchsgrafik an der Kunsthochschule Linz. Als Maler und Zeichner seit Ende der 70er Jahre zahlreiche Ausstellungen. Auszeichnungen (u.a.): Heimrad-Bäcker-Preis 2004, Preis der Stadt Wien für Literatur 2012. Publikationen: stumm (1977); falschwissers totenreden(t) (1981); grossseeham (1982); ohne titel (1984); meine arme sind herz genug (1987); die eingeborenen sind ausgestorben (1987); ich muß immer daran denken (geschichte) (1988); wir sind ein lebendes beispiel (1992); melken bis blut kommt (1993); ich meine was ich tu (1993); mit der erde fliegen (1994); die letzte jahreszeit (heft 1) (1995); Die Augen im Fleisch (1996); die letzte jahreszeit (heft 2) (1996); eiserne mimosen. (theater) (1996); toter winkel, blinder fleck. (alles auf einmal und gleichzeitig nocheinmal) (1996); ich kann mich nur an jetzt erinnern. denkschrift zur bevorstehenden jahrtausendwende (sie werden sehen) (1998); mehr gegenwart, mehr bilder (1999); unikatedition (1999); inland (augen lügen, spiegel nicht) (2000); innerhalb des gefrierpunktes. (theater) (2003); rastlose lethargie. (dem leben liegt es, immer wieder in gefängnisse zu entkommen) (2005); Die Maske hinter dem Gesicht. Roman (2007); Schatten abtasten (2009); Gemeinsam Üben. 1. Der Moment des Vergessens (2012).
Thomas Eder, *1968, Literaturwissenschaftler und -vermittler. Lehrbeauftragter am Institut für Germanistik der Universität Wien, Fachreferent für Publikationswesen im österreichischen Bundeskanzleramt. Jüngste Publikationen: Brigitte Kronauer/Alexander Nitzberg/Ferdinand Schmatz: Dichtung für alle. Wiener Ernst-Jandl-Vorlesungen zur Poetik (hg. mit Kurt Neumann, 2013); Kosmöschen Steiger (Hg., 2015).
– –
LQ – Literarisches Quartier | Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
Stufenloser Zugang zu Galerie (GLZ) und Schmiede-Werkstatt (AS)
Barrierefreies WC im Erdgeschoss
Zu Veranstaltungszeiten Behindertenparkplatz vor dem Haus Schönlaterngasse 13
Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen in der Alten Schmiede!