Mo., 19:00
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Neuerscheinungen Herbst 2015: DAŠA DRNDIĆ
DAŠA DRNDIĆ (Rijeka) zweisprachige Lesung (kroatisch-deutsch) aus SONNENSCHEIN. Roman (Fraktura, 2007; aus dem Kroatischen von Brigitte Döbert und Blanka Stipetić, Hoffmann & Campe, 2015) • »Welthaltig bis in die zahlreichen Fußnoten, ein einzigartiges Buch, geschrieben in einer Sprache der Verzweiflung, die sich immer wilder dreht. Familienroman, Protokoll, historischer Traktat, impressionistisches Stadtbild: ein Meisterwerk« (Karl-Markus Gauß, Süddeutsche Zeitung)
Die kroatische Schriftstellerin und Literaturkritikerin Daša Drndić hat mit Sonnenschein einen außergewöhnlichen Roman geschrieben, in dem sie aus fiktionalen und dokumentarischen Elementen kühne Erzählbögen komponiert, die eine 70 Seiten umfassende Namensliste umrahmen: Die Namen der ungefähr neuntausend Juden, die aus Italien oder aus von Italien besetzten Ländern zwischen 1943 und 1945 deportiert oder dort ermordet wurden – ein denkwürdiges Epitaph als Kernstück eines Erzählwerkes. Basierend auf einer realen Familiengeschichte erzählt Daša Drndić von ihrer Heldin Haya Tedeschi, Tochter einer jüdischen Familie in Gorizija, die durch Anpassung versucht, der auch in Italien zunehmenden Verfolgung der Juden durch den Faschismus zu entgehen. Erst in Neapel, dann in Albanien und schließlich wieder in Gorizija kommt Haya durch den Krieg und empfängt von einem SS-Mann ein Kind, das in einem Lebensborn-Heim im oberösterreichischen Oberweis aufwächst, dessen erstmaligen Besuch seine nun 83-jährige Mutter erwartet. Das ist das Grundgerüst eines stupenden und aufwühlenden Geflechtes äußerer und innerer Stimmen, literarischer Werke und Gedichte, von Zeugenaussagen, Dokumententexten, Nacherzählungen vom Leben und Sterben, Morden, Flucht und Überleben in der Epoche des europäischen Faschismus und deren Folgen.
Daša Drndić, *1946 in Zagreb. Studium der englischen Sprache und Literatur in Belgrad, danach als Fulbright-Stipendiatin Theater- und Kommunikationswissenschaften an der Southern Illinois University und später an der Case Western Reserve Universität in Cleveland, Ohio; Promotion über Protofeminismus und Ideen der politischen und literarischen Linken im amerikanischen Drama an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Rijeka (2004), wo sie Assistenzprofessorin war. Langjährige Tätigkeit als dramaturgische Redakteurin des Hörspielprogramms von Radio Belgrad. Arbeit als Gymnasiallehrerin, Verlegerin, Kindergartenpädagogin, Bildungsbeauftragte der UNHCR in Rijeka. Als Zeichen des Protestes gegen die Intervention der Kroatischen Armee in Bosnien und Herzegowina ging sie 1995 mit ihrer zwölfjährigen Tochter als Flüchtling nach Toronto, Kanada, wo sie bis 1997 blieb, an der University of Toronto Kroatisch und Serbisch unterrichtete und sich in Briefen aus Kanada für die Tageszeitung Novi list – Glas Istre öffentlich mit der Situation in Kroatien auseinandersetzte. Drndić lebt heute als freie Autorin in Rijeka.
Werke (Auswahl): Hörspiele: Artur i Isabella (2002); Pupi (2003); Muževi Lile Weiss (»Die Männer der Lila Weiss«, 2005); Oh, Happy Day (2007); Bücher: Put do subote (»Der Weg zum Samstag«, 1982); Kamen s neba (»Stein vom Himmel«, 1984); Umiranje u Torontu (»Sterben in Toronto«, 1997); Canzone di guerra (1998); Totenwände (2000); Doppelgänger (2002); Leica format (2003); The False Teeth of Lila Weiss (2004); After Eight – književni ogledi (»After Eight – Literarische Betrachtungen«, 2005); Feministički rukopis ili politička parabola: Drame Lillian Hellman (»Feministische Handschrift oder politische Parabel: Dramen von Lillian Hellman«, 2006); April u Berlinu (2009); Belladonna (2012).
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