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Jubiläumsprojekt der 40. Literarischen Saison: WAS IST GUTE LITERATUR?
Die Alte Schmiede als Stadtinstitut für literarische Forschungen – Zwischenbericht zum Jubiläumsprojekt der 40. Literarischen Saison: WAS IST GUTE LITERATUR? – 8 KORRESPONDENZEN zu einer simpel scheinenden Frage zwischen ANN COTTEN und FERDINAND SCHMATZ • LEOPOLD FEDERMAIR und RETO ZIEGLER • KARIN FLEISCHANDERL und MARKUS KÖHLE • LYDIA MISCHKULNIG und VLADIMIR VERTLIB • ANNA MITGUTSCH und CHRISTIAN STEINBACHER • SAMUEL MOSER und ANDREA WINKLER • S.J. SCHMIDT und HERMANN WALLMANN • THOMAS STANGL und ANNE WEBER • ein Redaktionsteam stellt die wichtigsten Argumente und Beispiele aus den Briefwechseln vor: THOMAS EDER (Literaturwissenschaftler) • FLORIAN HUBER (Philosoph, Verlagslektor) • ANNA KIM (Schriftstellerin) • HELMUT NEUNDLINGER (Literaturwissenschaftler, Publizist, Autor) • eine Fortsetzung des Projektes wird vorbereitet
»Was ist gute Literatur?« ist eine teuflisch einfache Frage. Alle, die Gedichte, Erzählungen, Romane oder auch schwer klassifizierbare literarische Texte lesen, verfügen über eine Art inneren Wissens, was – zumindest für sie selbst – gute Literatur sei. Aber sobald dafür Definitionen formuliert, darüber Qualitätsurteile mit Allgemeinanspruch verkündet werden, beginnen die Probleme. Unzulänglichkeiten und Verkennungen treten oft schon zutage, bevor der qualifizierende Satz noch zu Ende geführt worden ist. Anmaßungen und Hinfälligkeiten, Selbstentblößungen zuhauf, meist durch die Macht der Medien, in denen sie zum Vorschein kommen oder verstärkt werden, flüchtig und nur scheinbar legitimiert.
Aber es muss sie doch geben, die »gute Literatur«, und es gibt sie! Das wissen wir alle, die wir Werke der Literatur für ein zivilisiertes, ein bedachtes Leben unabdingbar, eben lebensnotwendig halten.
Es gibt gute Gründe, sich nicht der mittlerweile zum Dogma geronnenen merkantilen Logik bedingungslos auszuliefern und zu beugen, dass lediglich das, was sich gut verkaufe, gute Literatur sein könne. Nicht zuletzt ist es der Anspruch, Mittel der Emanzipation und Erkenntnis, der Aufklärung, Erschütterung und Läuterung zu sein, den die Mehrzahl literarischer Werke an sich selbst richten, der sich dem zerstörerischen Wahn der Großen Zahl und des steten Wachstums widersetzt. Um kein ideologisch hochgespieltes Missverständnis aufkommen zu lassen: Dieser Anspruch ist deshalb keineswegs grundsätzlich gegen Unterhaltsamkeit und Empfindungstiefe formuliert.
Das Literarische Quartier der Alten Schmiede hat es als sinnvolles Projekt erachtet, zu seinem 40-jährigen Programmjubiläum knapp 40 Autorinnen und Autoren, Persönlichkeiten der Literaturwissenschaft und Literaturkritik, der Kulturwissenschaft und Philosophie, des Verlags- und Zeitschriftenwesens einzuladen, sich an einem Korrespondenzprojekt zur Frage »Was ist gute Literatur?« zu beteiligen.
Knapp die Hälfte der Eingeladenen wollte sich auf einen (elektronischen) Briefwechsel mit jeweils einem Partner, einer Partnerin einlassen. Teilweise sind auch noch Hemmnisse im Laufe der Korrespondenzen aufgetreten, sodass letztlich acht Korrespondenzen entstanden sind, die nun erstmals in ihren Grundzügen und Details öffentlich dargelegt und zusammengefasst werden.
Dazu wurde ein Redaktionsteam aus vier Personen mit breit gefächertem Erfahrungshintergrund (Autorenschaft, Literaturwissenschaft, Philosophie, Publizistik, Verlagsarbeit) zusammengestellt, das nicht nur für die Vorstellung der Briefwechsel sorgt und deren spätere Publikation vorbereitet, sondern die Beschäftigung mit dem Thema im Laufe der 41. Literarischen Saison der Alten Schmiede als Veranstaltungsprojekt weiter entwickeln soll.
Die Korrespondierenden:
Ann Cotten, *1982 in Ames (Iowa), Studium der Germanistik in Wien, lebt als Schriftstellerin und Übersetzerin in Berlin. Bücher (Auswahl): Fremdwörterbuchsonette (2007); Nach der Welt. Die Listen der Konkreten Poesie und ihre Folgen (2008); Florida-Räume (2010); Helm aus Phlox (mit Daniel Falb, Hendrik Jackson, Steffen Popp und Monika Rinck, 2011); Der schaudernde Fächer. Erzählungen (2013); Hauptwerk. Softsoftporn. Gedichte (2013).
Ferdinand Schmatz, *1953 in Korneuburg, lebt als freier Schriftsteller in Wien. Leitet das Institut für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Zuletzt erschien: quellen. Gedichte (2010); Dichtung für alle. Wiener Ernst-Jandl-Vorlesungen zur Poetik (Vorlesungen von Ferdinand Schmatz, Brigitte Kronauer, Alexander Nitzberg, 2013).
Leopold Federmair, *1957 in Wels, lebt in Hiroshima. Schriftsteller, Essayist, Kritiker. Übersetzungen aus dem Französischen, Spanischen und Italienischen (u.a. Michel Houellebecq, José Emilio Pacheco, Francis Ponge). Zuletzt erschienen: Die großen und die kleinen Brüder. Japanische Betrachtungen (2013); Das rote Sofa (2013); Wandlungen des Prinzen Genji. Roman (2014).
Reto Ziegler verlegt seit 2007 die Edition Korrespondenzen, deren Lektor er seit ihrer Gründung 2001 war.
Karin Fleischanderl, *1960 in Steyr, ist Publizistin, Literaturkritikerin und Übersetzerin aus dem Italienischen (u.a.: Gabriele d’Annunzio, Antonio Tabucchi, Giuseppe Zigaina). Gemeinsam mit Gustav Ernst Herausgabe der Literaturzeitschrift kolik sowie Gründung und Leitung der Leondinger Akademie für Literatur. Jurorentätigkeit, u.a. beim Ingeborg-Bachmann-Preis.
Markus Köhle, *1975 in Nassereith/Tirol. Autor, Literaturwissenschaftler und Sprachperformer. Konzeption von Poetry Slams und Spoken-Word-Veranstaltungen, u.a. in der Alten Schmiede. Jüngste Publikationen: Dorfdefektmutanten. Ein Heimatroman (2010); Hanno brennt. Roman (2012); Ping-Pong-Poetry (mit Mieze Medusa; Buch und CD, 2013).
Lydia Mischkulnig, *1963 in Klagenfurt. Studium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz und Wien sowie an der Filmakademie Wien. Literarisch tätig seit 1991, lebt in Wien. Zuletzt erschienen: Macht euch keine Sorgen. Neun Heimsuchungen (2009); Schwestern der Angst. Roman (2010); Vom Gebrauch der Wünsche. Roman (2014).
Vladimir Vertlib, *1966 in Leningrad; 1971 Emigration mit seinen Eltern. Er studierte Volkswirtschaft in Wien und lebt heute als freier Schriftsteller in Salzburg und Wien. Jüngste Buchpublikationen: Schimons Schweigen. Roman (2012); Ich und die Eingeborenen. Essays (2012); Lucia Binar und die russische Seele. Roman (2015).
Anna Mitgutsch, *1948 in Linz. Studium der Germanistik und Anglistik in Salzburg, universitäre Lehrtätigkeit und literaturwissenschaftliche Publikationen; lebt als freischaffende Schriftstellerin in Linz und Boston. Zuletzt erschien: Wenn du wieder kommst. Roman (2010); Grenzen der Sprache. Unruhe bewahren (2013); Die Welt, die Rätsel bleibt. Essays (2013).
Christian Steinbacher, *1960 in Ried im Innkreis, lebt seit 1984 als Autor, Herausgeber und Kurator in Linz. Gedichte, Hörstücke, Essays und poetische Prosa, Ausstellungen visueller Texte. Jüngst erschienen u.a.: Untersteh dich! Ein Gemenge (2012); Tief sind wir gestapelt. Gedichtband (2014); Kollegiales Winken. Gebrauchs- und Gelegenheitstexte (2015).
Samuel Moser, *1951 in Lyss/Schweiz. Studium der Philosophie und Altphilologie in Bern und Rom. Gymnasiallehrer und Dozent für Literaturkritik am Schweizer Literaturinstitut in Biel, Rezensent namhafter deutschsprachiger Zeitungen, Essayist (u.a. zu Friederike Mayröcker, Günter Eich, Urs Widmer, Wilhelm Genazino, Reto Hänny, Klaus Hoffer); Präsident der Stiftung Robert Walser Biel. Herausgeber von Ilse Aichinger. Leben und Werk (1990); Paul Nizon. Werkausgabe (2010).
Andrea Winkler, *1972 in Freistadt/OÖ. Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft in Wien, wo sie heute als freie Autorin lebt. Jüngste Publikationen: Drei, vier Töne, nicht mehr. Elf Rufe. Prosa (2010); König, Hofnarr und Volk. Einbildungsroman (2013); Ich weiß, wo ich bin. Betrachtungen zur Literatur (2013).
Siegfried J. Schmidt, *1940 in Jülich/Nordrhein-Westfalen. Studium der Philosophie, Germanistik, Geschichte, Linguistik und Kunstgeschichte. Professuren in Bielefeld und Siegen, bis zur Emeritierung 2006 am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster. Zahlreiche wissenschaftliche und literarische Publikationen, Einzelausstellungen visueller Poesie. Jüngst erschien: dem leben aus dem wege gehen. Gedichte (2013); Passagen – Transitions – Hyper (2014).
Hermann Wallmann, *1948 in Rheine/Nordrhein-Westfalen; Studium der Germanistik, Theologie und Erziehungswissenschaft in Münster. Gymnasiallehrer, Literaturkritiker und Essayist, Herausgebertätigkeit; Vorsitzender des Literaturvereins Münster.
Thomas Stangl, *1966 in Wien, wo er lebt. Studium der Philosophie und Hispanistik. Bücher: Der einzige Ort. Roman (2004); Ihre Musik. Roman (2006); Was kommt. Roman (2009); Reisen und Gespenster. Essays (2012); Regeln des Tanzes. Roman (2013).
Anne Weber, *1964 in Offenbach, lebt als Autorin und Übersetzerin in Paris, wo sie französische Literatur und vergleichende Literaturwissenschaft studierte. Sie schreibt auf Französisch und Deutsch. Übersetzungen ins Französische (u. a. Sibylle Lewitscharoff, Wilhelm Genazino) und ins Deutsche (u.a. Pierre Michon). Auf Deutsch erschien zuletzt: August. Ein bürgerliches Puppentrauerspiel (2011); Tal der Herrlichkeiten. Roman (2012); Ahnen. Ein Zeitreisetagebuch (2015).
Das Redaktionsteam:
Thomas Eder, *1968, Literaturwissenschaftler und -vermittler. Lehrbeauftragter am Institut für Germanistik der Universität Wien, Fachreferent für Publikationswesen im österreichischen Bundeskanzleramt. Jüngste Publikationen: Brigitte Kronauer/Alexander Nitzberg/Ferdinand Schmatz: Dichtung für alle. Wiener Ernst-Jandl-Vorlesungen zur Poetik (hg. mit Kurt Neumann, 2013); Kosmöschen Steiger (Hg., 2015).
Florian Huber, *1981 in Linz, Studium der Philosophie in Wien; Schriftsteller, Wissenschaftler, freier Verlagslektor; derzeit Lehrauftrag an der Leuphana Universität Lüneburg.
Anna Kim, *1977 in Daejeon/Südkorea, Studium der Philosophie und Theaterwissenschaft in Wien. Literarische Veröffentlichungen seit 1999 – Bücher: Die Bilderspur. Erzählung (2004); das sinken ein bückflug. Gedichte (2005); Die gefrorene Zeit. Roman (2008); Die Form der Erinnerung/Figur du souvenir. Ausgewählte Erzählungen (2011); Invasionen des Privaten. Essay (2011); Anatomie einer Nacht. Roman (2012); Der sichtbare Feind. Die Gewalt des Öffentlichen und das Recht auf Privatheit (2015).
Helmut Neundlinger, *1973, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften der Donau-Universität Krems (Bereich Literatur) sowie freier Autor und Literaturwissenschaftler im Bereich zeitgenössische Literatur. Zuletzt erschien: Bruno Weinhals. Sprachdenker und Geschichtensucher (Hg., 2 Bde., 2014); Wendelin Schmidt-Dengler: »Das Unsagbare bleibt auch ungesagt«. Lobreden zur Literatur (Hg., 2014).
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LQ – Literarisches Quartier | Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
Stufenloser Zugang zu Galerie (GLZ) und Schmiede-Werkstatt (AS)
Barrierefreies WC im Erdgeschoss
Zu Veranstaltungszeiten Behindertenparkplatz vor dem Haus Schönlaterngasse 13
Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen in der Alten Schmiede!